Der erste Eindruck zählt. Das gilt auch für den Russen Murat Gassiev (27). Der war im Cruisergewicht in zwei der grossen Weltverbände Champion, bis er von Überflieger Oleksander Usyk (33, Ukr) übertrumpft wurde – jetzt will Gassiev das Schwergewicht aufmischen.
Vor seinem Debüt weiss er aber: Der erste Eindruck, der muss sitzen. Wer als Profiboxer in einer neuen Gewichtsklasse Ambitionen hat, stellt sich am besten eindrücklich vor. Gegen einen Gegner, der einen fordert – den man aber auch für schlagbar hält. Gegen Nuri Seferi (43) zum Beispiel. Der Burgdorfer Ex-Europameister im Cruisergewicht ist der Türsteher, an dem Gassiev diesen Samstag in Sotschi (Russland) erst einmal vorbeimuss.
Die Rollen sind klar verteilt: Seferi ist im 10-Runden-Kampf der klare Aussenseiter. Erst vor zwei Wochen sprang er für seinen Bruder Sefer ein, der 2018 Tyson Fury in Manchester in dessen Comeback-Kampf forderte. «Die Vorbereitung ist nicht optimal. Aber ich bin der richtige Gegner, um Gassiev zu prüfen», sagt er. Er verspricht: «Ich werde ein Spektakel bieten, ich bin bereit für eine Schlacht. Wenn ich eine Chance sehe, werde ich sie nutzen.»
Ists gar Seferis Abschiedsvorstellung?
Schliesslich hat er in den 50 Profi-Fights seiner Karriere bewiesen, dass er nicht nur austeilen (41 Siege, 23 Knockouts), sondern auch einstecken kann (nur 1 K.-o.-Niederlage). Aber er ist sich auch bewusst: «Gassiev ist kein Quartierweltmeister. Das ist ein Weltklasse-Boxer.»
Und nach dem Kampf? Vielleicht ist der Auftritt am Samstag sogar Seferis Abschiedsvorstellung. «Ich hatte meinen ersten grossen Fight 2005 in St. Petersburg gegen Denis Bakhtov», sagt Seferi. «Jetzt bin ich wieder in Russland. Es wäre ein Kreis, der sich schliessen würde. Aber ich muss den Kampf abwarten. Ich habe das Gefühl, ich kann körperlich immer noch mithalten.»
Denn schliesslich, das weiss er, sind Türsteher im Boxen sehr begehrt.