Die Schreie von Joana Heidrich gingen durch Mark und Bein. Die Beachvolleyballerin kugelte sich am letzten Sonntag im WM-Bronze-Spiel in Rom (It) beim Service die Schulter aus. Sofort sank sie schreiend in den Sand. Teamkollegin Anouk Vergé-Dépré, Gegnerinnen, Zuschauer – alle standen unter Schock. Die Minuten fühlten sich wie Stunden an. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis Heidrich geholfen wurde.
Genau das wirft bei Vergé-Dépré noch immer Fragen auf. «Ich sitze auf meiner Couch und denke über alles nach und möchte einige Dinge über die Art und Weise ansprechen, wie wir während des Vorfalls behandelt wurden», schreibt die 30-Jährige auf Social Media. «Es wäre einfach nicht richtig, zu schweigen.»
«Warum hat es 25 Minuten gedauert?»
Was dann folgt, sind viele Fragen, auf die Vergé-Dépré bisher keine Antwort gefunden hat. Fragen, die vor allem eines sind: happige Vorwürfe an die Organisatoren.
Sie wundert sich, wieso das medizinische Team nicht fliessend Englisch sprach, nicht sofort reagierte und vor allem warum kein Experte für die häufigste Verletzung in ihrer Sportart auf dem Feld war. Zudem könne es doch nicht sein, dass man mehrfach auf Körperteile der Verletzten stand und die Schulter nicht stabilisierte. «Warum hat es 25 Minuten gedauert, bis sie endlich abtransportiert wurde?», fragt sich Vergé-Dépré.
Zu denken gibt ihr auch die Art und Weise, wie mit dem Vorfall umgegangen wurde. «Warum zeigen die Fernsehsender eine solche Szene so lange mit Ton?» Einher geht der Vorwurf, wieso sich niemand bemühte, die Szene abzudecken. «In diesem Fall taten dies unsere Gegnerinnen», schreibt sie und versehrt das Ganze mit einem Herzchen.
Unsicher und blossgestellt
Vergé-Dépré betont, dass sie diese Zeilen nicht veröffentlicht, weil sie Mitleid möchte. Was sie will, ist Aufklärung. «Ich möchte einfach nicht, dass sich jemals wieder ein Athlet auf einem Beachvolleyballfeld so unsicher und blossgestellt fühlt!» Von ihren Followern erhält sie viel Zuspruch für ihre offenen Worte.
Worte, die offenbar auch beim internationalen Verband (FIVB) auf Gehör stossen. Vergé-Dépré schreibt, sie habe die Bestätigung erhalten, dass dieser an der Sache dran sei und nicht wolle, dass so etwas noch einmal passiere. (bir)