Weniger als 24 Stunden nach der schrecklichen Verletzung von Joana Heidrich war die Unglückliche wieder in der Schweiz, in Kloten. An ihrer Seite Anouk Vergé-Dépré. Die Bernerin begleitete sie bis in die Klinik, wo die Thurgauerin weitere Untersuchungen machen musste, um zu erfahren, wie schwer ihre Verletzung ist. Gemeinsam haben sie das Beste und das Schlimmste erlebt. Das Beste fand letztes Jahr in Tokio statt, als sie die olympische Bronzemedaille gewannen. Das Schlimmste geschah an diesem Sonntag in Rom.
Vergé-Dépré war die erste, die Heidrich zur Hilfe eilte. Sie war auch die Erste, die sah, wie ernst die Verletzung war und dass die Aufgabe unvermeidlich war.
Blick: Anouk Vergé-Dépré, wie geht es Ihnen nach dieser Enttäuschung?
Anouk Vergé-Dépré: Es ist wirklich schwer für mich, Ihnen zu erzählen, was wir am Sonntag im Spiel um die Bronzemedaille erlebt haben. Es war ein Schock für alle. Auch für mich. Wir waren auf dem besten Weg, diese Medaille zu gewinnen. Und dann änderte sich plötzlich alles von einem Moment auf den anderen. Joana so zu sehen, war sehr schwer für mich.
Wie haben Sie in dem Moment reagiert?
Ich wusste sofort, dass Joanas Verletzung ernst war. Natürlich habe ich gesehen, dass die Schulter ausgekugelt war. Für mich war es also klar. Ich habe versucht, Hilfe zu rufen, aber aufgrund von Kommunikations- und Organisationsproblemen hat es lange gedauert, bis sie richtig versorgt wurde.
Kann man in einem solchen Moment einen klaren Kopf behalten?
Ich weiss nicht, ob ich klar war ... Ich habe einfach versucht, sie zu unterstützen und zu beruhigen, so gut ich konnte. Wir waren in der prallen Sonne. Es war schwierig – vor allem, weil die Kameras sehr lange auf Joana gerichtet waren. Ich hoffe, wir können analysieren, was passiert ist, um die Protokolle mit Hilfe des Internationalen Verbands zu optimieren.
Wie geht es Joana?
Ich bin ihr ins Krankenhaus gefolgt, bin mit ihr in die Schweiz und zurück ins Krankenhaus gefahren. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass wir beide Zeit brauchen werden, um das Geschehene zu verarbeiten. Wir werden auch mehr wissen, wenn die medizinischen Untersuchungen eine genauere Diagnose ergeben.
Wie sieht es persönlich aus?
Joana und ich haben sehr wenig geschlafen. Vielleicht zweieinhalb Stunden. Es ist unmöglich, sich auf einen solchen Moment vorzubereiten. Wir wissen, dass Verletzungen zum Sport gehören. Aber unter diesen Umständen ... Beachvolleyball ist ein Mannschaftssport und wenn sich deine Teamkollegin verletzt, kannst du nichts tun. Du scheidest ebenfalls aus. Das musst du akzeptieren, aber wahrscheinlich wird es für uns beide noch eine Weile dauern.