Das ist extrem bitter: Joana Heidrich und Anouk Vergé-Dépré sind auf bestem Weg zur ersten WM-Medaille eines Schweizer Frauen-Teams. Das Bronzespiel gegen die Deutschen Svenja Müller und Cinja Tillmann haben die Schweizerinnen bestens im Griff. Nach gewonnenem Startsatz (21:16) führen sie im zweiten Satz nach einer kurzen Baisse 10:7.
Dann das Drama. Heidrich ist beim Aufschlag, sie serviert – dann stösst die Blockspielerin einen markerschütternden Schrei aus im Sand des Center Courts. Die 30-Jährige hält sich die bandagierte rechte Schulter. Vergé-Dépré eilt sofort zu ihrer Partnerin. Deren Schmerzen müssen gross sein, Heidrichs Gesicht spricht Bände.
Schulter ausgekugelt
Es dauert einige Momente, bis endlich Sanitäter und Ärzte bei der Schweizerin sind und sich um sie kümmern. Die deutschen Gegnerinnen helfen mit, schirmen die Verletzte mit ihren Tüchern vor den Blicken sowie der sengenden Sonne ab. Zu sehen ist nicht mehr viel, zu hören sind aber weiterhin Heidrichs Schreie. Die Olympia-Dritte hat sich beim Aufschlag die Schulter ausgekugelt.
Minutenlang wird Heidrich im heissen Sand behandelt, bevor sie auf einer Trage vom Feld gebracht und ins Spital überführt wird. Vergé-Dépré bleibt an ihrer Seite. Der Medaillen-Traum ist aus und vorbei. Dabei sah es nur eine halbe Stunde zuvor vielversprechend aus. Gleich von Beginn weg legen die Schweizerinnen vor. Sie setzen das neu formierte deutsche Duo, das übers gesamte WM-Turnier bereits fünf Sätze mehr in den Beinen hat, konstant unter Druck.
Ihre Service sind stark, die Angriffsschläge ebenso, in alle Bälle legen sie eine enorme Power. Die Führung geben die Europameisterinnen von 2020 im ersten Satz nicht mehr her. Ein Knackpunkt ist die Anfangsphase des zweiten Satzes. Heidrich/Vergé-Dépré geraten erstmals in Rückstand, auch wegen einer erfolgreichen Challenge der Deutschen.
Doch nach dem 3:4 gelingen Heidrich zwei Asse in Folge – damit leitet sie die Wende ein. Am Netz sind die Schweizerinnen effizient, in der Verteidigung stark, die Bälle sind präzise. Bis zum 10:7. Und dem verhängnisvollen Service.