Bier- und Beizen-Aficionados werden sich wundern: Der Zürcher Stadtrat hat den mehr oder weniger altehrwürdigen Bierschildern vor Bars und Beizen den Kampf angesagt.
Weil die Stadtregierung Jugendschutz und Suchtmittelprävention stärken will, verschärfte das Gremium die Vorschriften für Werbung auf öffentlichem Grund: Ab Juli dürfen in der Zwinglistadt keine neuen Bierschilder mehr zu sehen sein.
Markus Meury, Mediensprecher von Sucht Schweiz, begrüsst den Entscheid: Gemäss einer Studie der Stiftung begegnen Jugendliche im Alltag durchschnittlich alle fünf Minuten einem Alkoholanreiz. Meury betont, dass andere Massnahmen deutlich dringender wären als das Schilderverbot – ein Mindestpreis für Billigalkohol etwa, wie ihn Schottland, Wales und Irland bereits erfolgreich eingeführt haben. Sucht Schweiz fordert zudem Restriktionen für Online-Alkoholwerbung und eine Ausweispflicht für den Spirituosenkauf im Internet.
Feldschlösschen wenig erfreut
Die Brauerei Feldschlösschen indes zeigt sich über den Zürcher Beschluss wenig erfreut. Der «NZZ» liess die grösste Schweizer Brauerei ausrichten, dass Bierschilder traditionelle Bedeutung hätten. In die gleiche Kerbe haut der Schweizerische Brauerei-Verband mit dem Hinweis, das Verbot sei präventionspolitisch wertlos.
Die Affäre ist allerdings nicht ganz so heiss, wie der Streit darüber vermuten lässt – das Vorhaben gleicht eher einem lauwarmen Bier. Bestehende Schilder bleiben vom Verbot verschont und beleuchten weiterhin die Eingänge von Biergärten und Beizen.
SVP und FDP gegen das Verbot
SonntagsBlick hat bei anderen Städten nachgefragt, ob auch dort ähnliche Vorhaben geplant seien wie in Zürich. Zumindest in Bern, Basel, Luzern und Genf plant man aber nichts dergleichen. Und auch in der grössten Stadt der Schweiz ist die Sache noch nicht ganz gegessen. Vertreter von FDP und SVP haben im Gemeinderat Vorstösse eingereicht, um den Entscheid des Stadtrats umzustossen.
Es ist nicht das erste Mal, dass in der Schweiz Anstoss an öffentlicher Reklame genommen wird. Erst kürzlich hat das Stadtgenfer Parlament beschlossen: Ab dem Jahr 2025 sind kommerzielle Werbeplakate im öffentlichen Raum verboten. Und schon in den 1970er-Jahren wandte man in Nidwalden die neue Strassenverkehrs- und Heimatschutzverordnung strikt an und entfernte kurzerhand jegliche Reklame entlang der Zentralschweizer Landstrassen.