Seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine sorgt die Neutralität der Schweiz für hitzige Debatten. Wie soll sich die Eidgenossenschaft in diesem Krieg verhalten? Darf sie als neutrales Land Waffen über Drittstaaten an die Ukraine liefern? Welche Sanktionen gegen die russische Oligarchie soll die Schweiz mittragen? Fragen, zu denen die Politik Antworten liefern muss.
Nur: Wie denkt eigentlich die Bevölkerung über die Neutralität? Eine repräsentative Umfrage des Forschungsinstituts Gallup Schweiz hat genau das ermittelt. 1000 Schweizerinnen und Schweizer wurden befragt, die Resultate liegen SonntagsBlick exklusiv vor.
Grosse Mehrheit für Neutralität
71 Prozent geben an, dass es für die Sicherheit des Landes besser sei, Neutralität zu wahren. 88 Prozent sind der Ansicht, dies sei ein wichtiger Teil der Schweizer Identität – 76 Prozent glauben, die Neutralität trage zur Sicherheit und Stabilität in Europa bei. Aber was verstehen Herr und Frau Schweizer eigentlich unter diesem abstrakten Begriff?
Für drei Viertel der Befragten ist die Neutralität mit der Beteiligung an unbewaffneten Friedensmissionen vereinbar. 67 Prozent meinen, dass ein neutrales Land klare Position gegen die Gewalt in internationalen Konflikten beziehen darf. Die Mitgliedschaft bei verschiedenen internationalen Organisationen, sofern es sich um keine Militärbündnisse handelt, ist für mehr als 60 Prozent mit der Neutralität kompatibel.
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Sanktionen sind umstritten
Bei der Übernahme von Wirtschaftssanktionen jedoch gehen die Meinungen auseinander: 57 Prozent der Befragten sind der Ansicht, dass ökonomische Strafmassnahmen gegen kriegführende Staaten neutralitätskonform sind. Rund die Hälfte der Befragten lehnt eine Beteiligung an bewaffneten Friedensmissionen ab.
Eine deutliche Mehrheit wendet sich auch gegen ein Engagement durch direkte Lieferung von Waffen an Kriegsparteien: 69 Prozent sagen dazu nein.
Zugleich bekennen sich 73 Prozent zur «bewaffneten» Neutralität. Und 38 Prozent der Befragten fordern eine Erhöhung der Verteidigungsausgaben.