So schlimm wüten die Waldbrände im Tessin
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Feuersbrunst im Tessin:So schlimm wüten die Waldbrände im Tessin

Zwei Schwyzer lösen Waldbrand am Gambarogno aus
Zeuslern droht eine saftige Rechnung

Fünf Tage nach Ausbruch der Flammenhölle am Monte Gambarogno wird das Ausmass des Desasters sichtbar. Das Feuer zerstörte Wald in der Grösse von 300 Fussballfeldern.
Publiziert: 03.02.2022 um 20:33 Uhr
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Aktualisiert: 04.02.2022 um 08:03 Uhr
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Zeitweise waren neben den zwei Super-Pumas des Militärs auch sechs Privathubschrauber und zwei Canadair-Löschflugzeuge im Einsatz. Die Kosten: Mindestens 150'000 Franken am Tag.
Foto: vbs
Myrte Müller

Seit vergangenem Sonntag kreisen die Helikopter unermüdlich über dem Monte Gambarogno. Im Minutentakt werfen die zwei Super-Pumas und vier Privathubschrauber Wasser auf die Flammen. Jeden Tag ohne Pause. Noch immer raucht es am Berg, glüht die Erde. Doch der Wind hat nachgelassen. Endlich. Das Feuer scheint nun unter Kontrolle.

Langsam wird der immense Schaden sichtbar. «Schätzungsweise 200 Hektar Wald sind abgebrannt», sagt Olivier Chassot (46). Die Grösse entspricht fast 300 Fussballfeldern. Zerstört wurden Buchen, Kiefern und Tannen. Der Anblick hat mir das Herz zerrissen.» Sobald der Brand gelöscht sei, müsse man vor Ort prüfen, was zu tun sei. «Vielleicht muss aufgeforstet und ein Schutzwald gebildet werden», sagt der technische Leiter der Gemeinde Gambarogno.

Bewohner durften nach Indemini zurück

Die Wasserversorgung für Indemini ist unterbrochen, der Boden von der Asche verseucht. Zwar dürfen die Bewohner mit Erstwohnsitz seit Donnerstag zurück ins Bergdorf, doch für sie gilt: Kein fliessendes Wasser trinken, es nicht für Speisen oder zum Waschen verwenden! Mit dem Wasser darf nicht gekocht, der Mund darf nicht damit gespült werden.

«Zurzeit beliefern wir den Ort mit Mineralwasserflaschen, bald werden wir auch Zisternen aufstellen», sagt Olivier Chassot weiter, «das alles ist sehr aufwendig und kostet Geld.» Bis zu acht Helikopter und zeitweise zwei Canadair-Flugzeuge waren am Lago Maggiore unterwegs. Allein der Löscheinsatz kostet mindestens 150'000 Franken am Tag. «Wir sprechen hier von Millionenbeträgen», sagt Olivier Chassot.

Es war strengstens verboten, ein Lagerfeuer zu machen

Wer zahlt die Zeche? Für Gambarognos Gemeindepräsident Gianluigi Della Santa (56) ist klar: «Die Rechnung müsste an jene gehen, die den Waldbrand verursacht haben.» Gemeint sind zwei Männer aus dem Kanton Schwyz (26 und 28). Sie haben in der Nacht auf Sonntag, den 30. Januar 2022 auf der Neggia-Alp biwakiert. Andere Wanderer haben die jungen Männer beobachtet, wie sie ein Lagerfeuer machten. Genau an jener Stelle ging am Sonntag, um vier Uhr morgens der Waldbrand los.

Die beiden Touristen flohen vor den Flammen. Bei der Polizei allerdings meldeten sie ihr Missgeschick nicht. Offenbar wurde ihr Auto am italienischen Grenzübergang fotografiert, ergaben Blick-Recherchen. Mithilfe der Schwyzer Polizei konnte die Identität der beiden ermittelt werden.

Die Tessiner Kantonspolizei nahm sie am Mittwoch vorübergehend fest und befragte sie. Gegen die Männer läuft nun ein Verfahren wegen fahrlässiger Verursachung einer Feuersbrunst (Blick berichtete). Zudem galt seit dem 13. Januar 2022 im Tessin wegen der extremen Trockenheit ein absolutes Verbot, im Freien ein Feuer zu machen. Dagegen haben sie verstossen.

Ob die Versicherung den Schaden zahlen, ist fraglich

Normalerweise springt in so einem Fall die private Haftpflichtversicherung ein. Doch die kann sich nun wehren. Nach Artikel 14 Absatz 2 und 3 des Versicherungsvertragsgesetzes (VVG) kann die Versicherung ihre Leistung erheblich kürzen, wenn der Versicherungsnehmer das Ereignis grobfahrlässig herbeigeführt hat.

Rechtsexperte Walter Fellmann (66) geht noch einen Schritt weiter. «Da zusätzlich gegen ein Verbot verstossen wurde, könnte sogar ein Eventualvorsatz vorliegen. Das heisst, man könnte den jungen Männern vorwerfen, eine Feuerbrunst wissentlich in Kauf genommen zu haben», so der Luzerner Rechtsanwalt. Ausserdem sei die Versicherungssumme meist auf eine gewisse Höhe begrenzt.

Fehlen den Beschuldigten die finanziellen Mittel, um für den Schaden aufkommen, so bleiben Kanton, Gemeinde und Patriziat von Indemini wohl auf den Kosten sitzen.

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