Der Zürcher Vikar Philipp Isenegger redet nicht lange um den heissen Brei herum. Auf der Internetplattform Youtube veröffentlicht er immer wieder Videobotschaften für die Gemeinde.
In einer dieser jüngst erschienenen Botschaften dreht sich alles ums Onanieren und warum man davon die Finger lassen sollte. Don Philipp Isenegger, wie sich der 41-Jährige im Internet nennt, sagt dazu gleich zu Beginn des Videos deutlich: «Selbstbefriedigung ist Selbstzerstörung!»
Auch Pornos sind des Teufels
Kein Zweifel: Don Isenegger ist es ernst mit seiner Video-Predigt. Der gebürtige Luzerner war 2017 zum Priester geweiht worden. Jetzt wählt er deutliche Worte, um klar zu machen, was er davon hält, wenn Menschen «Sex mit sich selbst» haben. «Wir sollen das nicht ausleben, weil wir dann nicht der Berufung entsprechen, zu der wir geschaffen wurden: Abbild Gottes zu sein.» Selbstbefriedigung, so die Angst des Vikars, birgt die Gefahr, das Gegenüber zum «Objekt meiner Lust, meiner Begierde und meines Triebs» zu degradieren.
Doch nicht nur Onanie ist für Isenegger, der selbst zölibatär lebt, eine «schwere Sünde». Auch Pornographie ist für den Vikar des Teufels. Und wer diese bei der Selbstbefriedigung nicht konsumiere, mache sich den Porno einfach selbst im Kopf.
Aber Don Isenegger wäre kein guter Prediger, wenn er seiner Gemeinde nicht auch umgehend ein paar Ratschläge mitliefern würde. «Oft zur Beichte gehen», lautet einer der Tipps des Vikars in seinem Video – wenn möglich noch am selben Tag des Regelverstosses. Oder man halte es wie der Heilige Franziskus. Dieser soll sich laut Isenegger jeweils nackt in den Schnee gesetzt haben, wenn ihn die Versuchung überkommen hat. Alternativ rät der «Don» zu einer «eiskalten Dusche».
«Nicht nur schlimm, sondern widerlich»
Das Video ist bisher noch nicht wirklich ein viraler Hit. Drei Wochen, nachdem es hochgeladen worden ist, haben es gerade mal knapp 900 Personen angeschaut. Bei der katholischen Kirche hat man dennoch gar keine Freude an der Gaga-Botschaft ihres Vertreters in Zürich-Affoltern. «Dieses Video ist nicht nur schlimm, sondern widerlich», sagt Franziska Driessen-Reding, Zürcher Synodalratspräsidentin, gegenüber kath.ch.
Die höchste Katholikin des Kantons fühlt sich in längst vergangene Zeiten versetzt, wenn sie sich die Botschaft von Isenegger anhört. «Dass jetzt ausgerechnet ein jüngerer Vikar wieder diese Denkweise einer verklemmten Vergangenheit als ewige Wahrheit verkauft, macht mich fassungslos. Ich erwarte ein rasches und klares Wort der kirchlichen Vorgesetzten.»
«Eignet sich mehr für ein seelsorgerisches Gespräch»
Die Vorgesetzten von Philipp Isenegger sitzen in der Bistumsleitung in Chur. Das Bistum Chur hat nun eine Stellungnahme veröffentlicht. Man begrüsse es, wenn die Kirche auch in den sozialen Medien präsent sei, um junge Menschen zu erreichen. Bischof Peter Bürcher, der apostolische Administrator des Bistums, wünscht sich allerdings, dass digitale Kanäle primär für die Verkündigung des Glaubens genutzt werden. «Das Thema des infrage stehenden Videos eignet sich mehr für ein seelsorgerisches Gespräch.»
Isenegger hat mittlerweile ein neues Video hochgeladen. Es geht darin ums Staunen: «Wer staunen kann, lernt leben!», so die Botschaft des Vikars. Sie ist deutlich unverfänglicher als noch in der letzten Predigt.
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