Nach drei Jahren durfte die Street Parade endlich wieder stattfinden: 900'000 Raverinnen und Raver tanzten in der Zürcher Innenstadt zu den wummernden Bässen und feierten ausgelassen die grösste Elektro-Party Europas.
Trotz vorwiegend positiver Bilanz der Stadtpolizei Zürich wurde die Techno-Sause nicht nur von einem tödlichen Badeunfall am Nachmittag, sondern auch von acht Fällen von Needle Spiking – vorwiegend bei jungen Frauen – überschattet. «Ich gehe nie wieder feiern», schreibt eine junge Frau, die an der Street Parade Opfer einer Needle-Spiking-Attacke wurde, auf Tiktok.
«Nach 30 Minuten war ich K.o»
«Ich wurde 14 Mal gestochen», schreibt sie weiter. Vier der Einstichstellen seien blau und violett. 20 bis 30 Minuten, nachdem sie gepikst wurde, sei sie K.o. gewesen, wie sie einem ihrer Follower auf Nachfrage erklärt.
Die Konsequenz für sie ist klar. «Ich gehe jetzt sicher für eine lange Zeit nicht mehr in Clubs, an Raves oder an Events», so die junge Frau weiter. Am Tag nach dem Vorfall sei es ihr zwar um einiges besser gegangen, sie hätte sich aber nach wie vor seltsam gefühlt und ihr sei mulmig zumute gewesen. Was ihr genau injiziert wurde, und ob sie sich mit etwas infiziert hat, wisse sie noch nicht.
Aus Angst vor Needle Spiking nicht an Street Parade
Die Solidarität auf Tiktok ist gross. Dutzende von Usern sprechen ihr Mitgefühl aus und wünschen ihr gute Besserung.
Doch damit nicht genug: Unzählige Follower – mehrheitlich weibliche Userinnen – schreiben, dass sie aus Angst vor einer Needle-Spiking-Attacke nicht an der Street Parade teilgenommen haben. «Ich hatte genau davor Schiss und bin deshalb nicht gegangen», so eine Userin. Eine andere schreibt: «Wenn ich ehrlich bin, habe ich als Mädchen mittlerweile schon echt Angst, feiern zu gehen.» Oder: «Deshalb hat mich mein Vater nicht gehen lassen.»
Unter den Kommentaren befindet sich auch eine Userin, die potenziell ebenfalls zum Opfer einer Attacke wurde: «Ich war auch an der Street Parade und habe jetzt drei Stellen, wo ich mir nicht ganz sicher bin, ob das Einstichwunden sind.»
Nadelattacken geben nach wie vor Rätsel auf
Needle Spiking ist ein Phänomen, bei dem die Opfer – oftmals junge Frauen – beim Feiern mit Nadeln oder Spritzen verletzt werden. Seit Anfang Juli kam es vor allem in Spanien, Frankreich und Grossbritannien zu Dutzenden solcher Fälle.
Die Nadelattacken geben Rätsel auf. Die gestochenen Menschen klagen zwar über gesundheitliche Beschwerden wie Übelkeit, Schwindel und Kopfschmerzen. Die naheliegende Vermutung aber, dass die Täter ihre Opfer unter Drogen setzen, um sie auszurauben oder sexuell übergriffig zu werden, habe sich bisher jedoch nicht bestätigt.
Schutz und Rettung Zürich habe sich bereits im Vorfeld der Street Parade darauf eingestellt, dass es am Samstag in Zürich zu Needle Spiking kommen kann. «Wir haben im Vorfeld davon gehört. Die Befürchtung, dass das Phänomen auch auf Zürich überschwappt, hat sich leider bewahrheitet», sagt Urs Eberle, Mediensprecher Schutz und Rettung Zürich, zu Blick.