Nach dem Lockdown locken die Bordelle
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Mona freut sich auf Freier:Nach dem Lockdown locken die Bordelle wieder

Puffmutter Mona (64) aus Schlieren ZH hat sogar ein «Coronasutra» erfunden
Nach dem Lockdown locken die Bordelle

Nach einem halben Jahr Pandemie-Pause dürfen die Zürcher Puffs wieder Kunden empfangen. Betreiber, Sexarbeiterinnen und Freier sind erleichtert. Blick besuchte die grosse Wiedereröffnung.
Publiziert: 02.06.2021 um 12:17 Uhr
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Aktualisiert: 02.06.2021 um 17:12 Uhr
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Puffmutter Mona (64) durfte das Eden in Schlieren ZH am Dienstag wieder öffnen.
Foto: Helena Schmid
Helena Schmid

Das Telefon klingelt, es ist ein Kunde. «Gott sei Dank», seufzt Puffmutter Mona (64). Es ist 15 Uhr, im Sexclub Eden in Schlieren ZH brennen Neonlichter und Räucherstäbchen. Sechs Monate lang lag das Bordell im Pandemie-Schlaf. «Jetzt geht es endlich wieder los!»

Sieben Zimmer betreut sie hier. Kunden entscheiden zwischen «Dschungel», «1001 Nacht» oder «Königsgruft». Das «Marilyn Monroe»-Zimmer ist als einziges besetzt – noch. «Viele Stammkunden können es nicht erwarten. Gestern rief einer an und fragte mich: ‹Warum nicht schon heute?›»

Vergangenen Mittwoch gab die Zürcher Regierung bekannt: Bordelle dürfen wieder Kunden empfangen – unter Auflagen. Freier müssen ihre Kontaktdaten registrieren lassen, wo es möglich ist, wird Abstand gehalten. Mona deutet auf ein Plakat mit möglichen Sexpositionen, bei denen es zwischen den Gesichtern einen Abstand von 1,5 Metern gibt. «Coronasutra» heisst die Liste. Sie erlaube sich solche Spässe, sagt Mona. Denn: «Sex soll doch Spass machen!»

«Standen wahnsinnig unter Druck»

Die Erleichterung folgt auf Monate der Ungewissheit. Bis zu zehn Frauen arbeiten üblicherweise im Eden. Die Tage reisen sie nach und nach wieder an. Mit schweren Erlebnissen im Gepäck. Weil sie in Zürich nicht arbeiten durften, schafften einige illegal an. Und illegal bedeutet in dieser Branche vor allem: schutzlos. Die Frauen können sich nicht wehren, wenn ein Freier nicht zahlen will. Wenn er sie verletzt oder kein Kondom tragen will.

Auch für Mona war die Zeit belastend. «Wir standen wahnsinnig unter Druck. Finanziell und emotional.» Um das Geschäft weiterzuführen, musste sie einen Kredit aufnehmen. Zu teuer war die Miete.

In anderen Bordellen hatten Betreiber und Sexarbeiterinnen mehr Glück. Denisa (23) empfängt Blick in ihrem Lieblingszimmer im Bordell Soprano in Urdorf ZH. Noch zwei Stunden, dann öffnet der Club. Die Rumänin trägt einen gelben Bikini, deutet auf das Oberteil und sagt: «Die habe ich neu.» Die? «Also die Brüste.»

«Ich will die Erste sein!»

Die Pandemie verbrachte Denisa in der Heimat, lebte von ihrem Ersparten. Das habe gereicht, in Rumänien sei das Leben nicht so teuer, sagt sie. Dennoch habe sie jeden Monat gehofft, es würde bald weitergehen. Denisa: «Als ich erfuhr, dass das Soprano wieder öffnet, habe ich vor Freude geweint.»

Bis zu 35 Frauen schaffen hier an. Die meisten kommen aus dem Ausland. Die zehn einfachen Zimmern buchen Kunden für 15, 30 oder 45 Minuten. Die Luxuszimmer für mindestens eine Stunde. Zum Bordell gehört eine grosse Bar. Auf einigen Tischen stehen am Dienstagnachmittag Schilder: «Reserviert».

Schon sechs Kunden hätten für den Abend gebucht. Viele kämen spontan. Denisa begleitet Blick zum Schluss noch in die Bordellbar – und kündigt an: «Hier warte ich nun auf Kundschaft. Ich will unbedingt die Erste sein!»


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