Im Bordell Penthouse 9 rumpelt es rhythmisch aus dem hinteren Teil des Clubs. «Die Waschmaschine hat Standschäden», sagt der Luzerner Puffkönig André B.* (40) entschuldigend. «Wir müssen sie ersetzen.» Sechs Monate lief sie nicht mehr – auch sonst war tote Hose. Im Kanton Luzern waren die Sexclubs wegen des Lockdowns seit dem 24. Oktober zwangsgeschlossen. Doch seit Mittwoch dürfen sie wieder Freier empfangen. Dementsprechend kommt nicht nur die Waschmaschine wieder auf Touren.
Frauen verzweifelt gesucht
«Die Kunden wissen noch gar nicht richtig, ob es schon wieder losgeht», sagt die Prostituierte Aleksandra (27). «Ich hoffe, sie kommen bald. Wir haben viel aufzuholen. Das halbe Jahr war schwierig.» Um trotz Sexbusiness-Verbot Geld zu verdienen, musste die Rumänin in andere Kantone ausweichen. «Ich arbeitete in einem Saunaclub in Bern und in einem Club in der Ostschweiz. Zum Glück habe ich auch noch einen Sugar-Daddy», sagt sie schmunzelnd.
Chef André B. klagt: «Ich hatte gerade mal zwölf Stunden Zeit, um für die Eröffnung Frauen zu finden. «Zum Glück arbeiten die Frauen schon seit Jahren gerne bei mir und sind zufrieden. Da waren sie auch sofort bereit, wieder in meinen Club zu wechseln.» Als er mit einem Branchen-Kollegen telefoniert, ist das Thema Frauen auch gleich das Thema Nummer eins. Brennendste Frage: «Kennst du noch eine für mich?» Unbefriedigende Antwort: «Nein, nein, von meinen kannst du keine abwerben.»
Bordelle in den «falschen» Kantonen
Der Bordellbetreiber ärgert sich über den Kanton und fragt: «Was nützt eine Bordellschliessung, wenn in den Kantonen ringsherum alles erlaubt ist? Frauen und Freier ziehen einfach über die Grenze. Weniger Sex wird darum nicht verkauft.» Und: «Die Pandemie wurde so nicht eingedämmt!»
André B. hat mit seinen Standorten viel Pech. Er hat zwar ein gutes Dutzend Clubs, aber alle liegen in Kantonen mit harten Sex-Massnahmen: Zürich, Luzern und Solothurn. Für die Angestellten im Backoffice oder am Empfang konnte er Kurzarbeit einführen. Für die Sexarbeiterinnen ging das nicht, sie gelten als Selbständigerwerbende. Er beantragte auch keinen Corona-Kredit oder Härtefall-Gelder. «Ich habe von Rückstellungen und Business in anderen Bereichen gelebt», so der Unternehmer.
Nur Zürich bleibt noch hart
Ob und wie es mittelfristig mit dem Sexbusiness während der Pandemie weitergeht, ist unsicher. Im Moment sind nur noch die Clubs im Kanton Zürich geschlossen. Die Limmatstadt muss aber vermutlich wohl oder übel bald nachziehen. Oder alle schliessen wieder, wenn die Corona-Zahlen nicht endlich mal schlappmachen.
* Name geändert