Über Jahrzehnte lebte der ehemalige Geschäftsführer des Wädenswiler Altersheims Frohmatt im Luxus. Teure Weine, Mietwohnung in Barcelona, Luxuskleider und Sex-Dienstleistungen – alles finanziert durch die Steuerzahler. Bereits vor zwei Jahren musste der 60-Jährige seinen Platz räumen. Nun wurden die enormen Ausmasse des Schadens bekannt.
Mehr als zwei Millionen Franken soll der Mann auf verschiedenen Wegen abgezweigt haben. Das schreibt die «Zürichsee-Zeitung» und beruft sich dabei auf die Anklageschrift der Zürcher Staatsanwaltschaft. Das Geld kam von der Stadt Wädenswil sowie aus einer Familienausgleichskasse, für die er im Nebenamt tätig war.
Dreister Diebstahl
Während zwölf Jahren gönnte sich der heute 60-Jährige einen Lebensstil, der deutlich über seiner Gehaltsklasse lag. Dafür hatte er mehrere Methoden entwickelt, wie er sich unauffällig Geld auf sein Privatkonto schaufeln konnte. Nicht nur bezog er mit Bankkarten der Familienausgleichskasse Bargeld. Er liess sich auch grosse Summen auf seine Bankkonten überweisen. So kamen jährlich sechsstellige Beträge zusammen, teils sogar über 500'000 Franken.
Mehr Betrugsgeschichten
Auch die Konten der Stadt Wädenswil wurden angezapft, wenn auch verhältnismässig wenig. Bei einer Winterthurer Firma habe der Mann Rechnungen an ihn in der Funktion als Geschäftsführer ausstellen lassen. Dabei wurden private mit geschäftlichen Ausgaben gemischt. Damit dies nicht auffiel, soll er nur die Seite mit dem totalen Rechnungsbetrag behalten und die restlichen Seiten vernichtet haben. Mit dieser Masche soll bei der Stadt ein Schaden von rund 200'000 Franken entstanden sein, weitere 180'000 Franken soll er bei der Familienausgleichskasse erhalten haben.
Bank wurde misstrauisch
Misstrauisch wurde offenbar lange Zeit niemand. Sowohl bei der Kasse als auch bei der Stadt schienen die internen Kontrollen versagt zu haben, schreibt die «Zürichsee-Zeitung». Erst die Bank des 60-Jährigen hegte Verdacht, da mehr Geld auf dem Konto landete, als ihm von der Kasse zugestanden wäre. Doch auch dafür hatte der Mann einen Plan.
Kurzerhand fälschte er den Lohnausweis von sich und seinem Lebenspartner. Im Namen der Familienausgleichskasse gab er an, ihm würde ein höheres Einkommen zustehen. Bis die Fälle ans Licht kamen, vergingen zwei weitere Jahre. Nun muss sich der Mann wegen mehrfachen Veruntreuung, Urkundenfälschung und untreuen Geschäftsbesorgung mit Bereicherungsabsicht verantworten.
Dafür soll er, geht es nach der Staatsanwaltschaft, zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren verurteilt werden, sechs Monate davon muss er absitzen. Ausserdem wird er verpflichtet, den Schaden zurückzuzahlen. Auch Wädenswil selbst zieht aus dem Fall Konsequenzen. Um die Vorkommnisse auszuleuchten, wurde ein Rechtsanwalt aufgeboten. Dieser soll untersuchen, wie die Organisation und die Kontrollen verbessert werden können. (jl)