Jetzt muss sie vor Gericht
Baslerin klaut 1 Mio Franken aus Kasse des Museums Beyeler

Einer Frau wird vorgeworfen, während elf Jahren im Museum Beyeler fast eine Million Franken abgezweigt zu haben. Nun steht sie vor Gericht.
Publiziert: 31.07.2023 um 19:27 Uhr
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Einer Baslerin wird vorgeworfen, während elf Jahren fast eine Million Franken von der Fondation Beyeler geklaut zu haben.
Foto: Switzerland Tourism

7400 Franken: So viel Geld soll eine Baslerin (54) elf Jahre lang jeden Monat aus der Kasse des Beyeler-Museums entwendet haben. Das wirft ihr die Basler Staatsanwaltschaft vor. Am Mittwoch steht die ehemalige Kassenmitarbeiterin vor dem Basler Strafgericht.

Die Frau mit serbischer Staatsbürgerschaft hat im Jahr 2008 beim Museum angefangen, zwei Jahre später stieg sie zur Teamleiterin auf. Bis zu ihrer Entlassung 2019 soll sie laut der Staatsanwaltschaft rund 980'000 Franken veruntreut haben. Allerdings scheint es insbesondere für den Beginn der mutmasslichen Unregelmässigkeiten keine klaren Beweise zu geben, berichtet die «BZ Basel».

Raffinierte Methode

Aufgrund des digitalen Ticketsystems des Museums ist es nicht ganz einfach zu tricksen. Eigentlich werden Tickets nur dann gedruckt, wenn sie auch bezahlt werden. Die Frau soll aber mit System vorgegangen sein: An Tagen mit vielen Besuchern wurden jeweils Tickets vorgedruckt, um lange Wartezeiten zu vermeiden. Ebenso gab es Notfalltickets, falls das Computersystem mal ausgefallen war.

Wenn ein solches Ticket verkauft wird, gibt es keine elektronische Buchung. Das soll sich die Frau zunutze gemacht und das Geld in die eigene Tasche gesteckt haben. Aber auch für Tage mit weniger Betrieb hatte die Frau eine Lösung. Mit Verweis auf Probleme am Computer gab sie den Besuchern lediglich eine Quittung, nicht aber das Ticket. Darüber informierte sie jeweils das Kontrollpersonal, das die Besucher dann nur mit dem Beleg ins Museum liess. Die gedruckten Tickets gab sie später an Besucher, die keine Quittung brauchten, aber das Ticket normal bezahlten. So konnte sie ein Ticket zweifach verkaufen – und den Mehrbetrag abzwacken.

Wegen zu vielen Storni aufgeflogen

Bei einer internen Kontrolle warfen laut Staatsanwaltschaft rund 60 Stornobelege vom Frühjahr 2019 Fragen auf. So wurden unter anderem zahlreiche Familien- oder Gruppentickets im Wert von 100 oder 240 Franken storniert, mit der Begründung: «Kein Ticket ausgedruckt». Zusammengezählt ergeben die Belege aber nur eine Summe von rund 12'000 Franken, wie die «BZ Basel» schreibt.

Die Staatsanwaltschaft spricht insgesamt von einer Deliktsumme von 980'000 Franken. Das ergäbe einen durchschnittlich abgezwackten Beitrag von über 7000 Franken pro Monat. Die Staatsanwaltschaft vermutet, die Frau habe mit dem Geld Kreditkartenrechnungen bezahlt. Ihr Gehalt habe für ihre «Begehrlichkeiten» nicht ausgereicht.

Unklar ist, ob es sich bei der Tat um Veruntreuung oder Diebstahl handelt. Auch Geldwäscherei steht im Raum. Verkompliziert wird der Fall auch durch den Umstand, dass das Kassenpersonal von einer externen Firma gestellt wird.

Falls die Angeklagte schuldig gesprochen wird, droht ihr möglicherweise ein Landesverweis. Die Angeklagte besitzt die serbische Staatsbürgerschaft. Obwohl sie in Basel aufgewachsen ist, könnte ihr dies nun zum Verhängnis werden. Das Urteil wird voraussichtlich am Freitag gefällt. (jl)

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