An der Primarschule Feldhof in Volketswil ZH grassiert die Corona-Seuche. Mitte Januar wurden zwei Klassen in Quarantäne gesteckt und erstmals in Zürich Massentests angeordnet. Das Ergebnis: Mittlerweile sind 9 von 24 Klassen in Quarantäne. Die Behörden sprechen in einer Mitteilung davon, dass sich «alle Beteiligten vorbildlich verhalten hätten».
Das sehen aber nicht alle so. Richtige Massentests wurden in Volketswil nämlich nicht durchgeführt. Eltern konnten ihre Kinder davon dispensieren, indem sie ihnen die Erlaubnis verweigerten. Die Tests waren freiwillig. Und die Schüler, die nicht getestet wurden, dürfen weiterhin die Schule besuchen. «Das ist eine Frechheit», sagt die Mutter eines negativ getesteten Kindes zu BLICK, die anonym bleiben möchte.
«Mein Kind sitzt in der Klasse und hat keine Ahnung, ob einige der Gspänli vielleicht Corona haben.» Viele Eltern seien deshalb stark verunsichert. Sie könnten nicht wissen, ob die Kinder das Virus nach Hause bringen. Nun würden einige darüber nachdenken, eine Schulschliessung zu fordern.
«Mit dieser Unsicherheit müssen wir leben»
Schulpräsident Yves Krismer bestätigt die Aussagen der Mutter. «Wir dürfen die Leute nicht zum Test zwingen. Und auch niemanden von der Schule dispensieren, der sich nicht testen lässt. Es gibt keine gesetzliche Grundlage hierfür. Mit dieser Unsicherheit müssen wir leben, was uns ebenfalls stört.» Wie viele Kinder vom Massentest dispensiert wurden, weiss er nicht. Es seien aber «nur wenige».
Kinder würden zudem ständig mit anderen Kindern spielen, theoretisch müsse man deshalb alle paar Tage erneut testen. «Aber stattdessen wird eine Scheinsicherheit vorgeschoben. Der Kanton hat hier einen Testlauf für die Massentests gemacht. Wir waren quasi das Versuchskaninchen».
Quarantäne nur bei einer Mutation
Ein Sprecher des Contact-Tracing-Teams des Kantons Zürich sagt gegenüber BLICK, alles sei nach Vorschrift abgelaufen. Wer nicht als enge Kontaktperson eines Infizierten gelte, dürfe den Unterricht weiterhin besuchen – Test oder nicht spielt keine Rolle.
Aber warum schickt man diese Personen nicht in Quarantäne und setzt so ganze Klassen einer Gefahr aus? Der Sprecher des Contact-Tracing-Teams sagt, Kinder in derselben Klasse würden zwar als enge Kontaktpersonen gelten, in Quarantäne müssten sie aber nur, wenn entweder ein Mutationsfall aufgetreten oder mindestens zwei «normale» Fälle in einer Klasse aufgetaucht sind. Diese Vorgaben seien dazu da, damit die «Verhältnismässigkeit dieser schwerwiegenden Massnahmen gewährleistet bleibt».
Bern schliesst Schule, Zürich wartet auf Mutation
Andere Kantone sind da wesentlich strikter. Der Kanton Bern liess eine Schule in Wangen an der Aare bis Ende Monat schliessen, weil es zu einer Häufung an Corona-Infektionen, darunter auch Mutationen, kam. Gundekar Giebel, Sprecher der kantonalen Gesundheitsdirektion sagt zu BLICK, dass es ab einem gewissen Punkt logisch nicht mehr lösbar sei, eine Schule offen zu halten. Die betroffene Schule hat 350 Kinder und rund 40 Lehrkräfte.
In Volketswil wurden rund 500 Personen getestet. Wie viele nicht getestet wurden, ist nicht bekannt. Die Zürcher Bildungsdirektion zeigt sich mit dem ersten Massentest zufrieden. «Die Organisation der Massentestung in Volketswil hat sehr gut funktioniert, die Erfahrungen können für weitere Massentestungen genutzt werden», sagt Myriam Ziegler, Vorsteherin des Volkschulamts, zu BLICK. Eine Schulschliessung sei nicht nötig, da die Schutzkonzepte und Quarantänerichtlinien genügen. Strengere Massnahmen würden angewandt, sollten Corona-Mutationen auftreten.