Nach dem Eklat in der Primarschule Obermatt in Pfäffikon ZH rund um die Kündigung eines schwulen Lehrers, versammelten sich am Samstag über 300 Menschen in Pfäffikon, um gegen den Entscheid der Schulleitung zu demonstrieren. Darunter waren Eltern von Schülern des betroffenen Lehrers, solidarische Pfäffiker und Mitglieder verschiedener linker Parteien und Kollektive. Das schreibt die Juso Zürcher Oberland in einer Mitteilung.
Die Teilnehmenden wollten der Schulleitung und den zuständigen Behörden zeigen, dass auf intransparente und diskriminierende Entscheide Widerstand von der Bevölkerung folge. Gefordert wurden eine gründliche Aufarbeitung des Falles und klare Schutzmassnahmen für Lehrpersonen und Schülern gegen Diskriminierung, dafür brauche es unter anderem ein umfängliches Gesetz gegen Diskriminierung von queeren Menschen am Arbeitsplatz. Weiter wurde kritisiert, dass den fundamentalistischen Stimmen aus der Elternschaft nachgegeben wurde und damit der Lehrplan ideologisch beeinflusst worden sei. Die Schulleitung müsse Verantwortung übernehmen für ihre Fehler und Konsequenzen daraus ziehen.
Juso kritisiert queerfeindliche Agenda
Die Demonstrierenden betonen ausserdem die Folgen der Kündigung für die betroffenen Schüler. Diese sorge nachhaltig dafür, dass sich Lehrpersonen im Sexualkundeunterricht nicht mehr getrauen, frei über die Vielfalt von Sexualität und Identität zu sprechen. Für die heranwachsenden Kinder sei das verheerend. Das Vorgehen der Schulleitung und der Behörden bedrohe die Existenz und die Identität von queeren Lehrpersonen und Kindern und legitimiere Hass und Diskriminierung gegen sie.
«Es darf nicht geschehen, dass Kinder von den Eltern für ihre queerfeindliche Agenda instrumentalisiert werden», sagt Anaïs Dolder, Co-Präsidentin der Juso Zürcher Oberland. Aber statt ihre Lehrpersonen und Kinder zu schützen, habe die Schulleitung jene im Stich gelassen, die ihren Schutz am meisten gebraucht hätten. Schlimmer, sie habe dem Druck aus Hass und Diskriminierung nachgegeben und sende so ein unmissverständliches Signal: Am Obermatt habe es anscheinend Platz für queerfeindliche Diskriminierung.
Vorwürfe erwiesen sich als haltlos
Das Zürcher Oberland sei ein Epizentrum für Freikirchler und Fundamentalisten und rechts-esoterische Bildungseinrichtungen, die unter anderem die Hetze gegen queere Menschen in dieser Region omnipräsent mache, meint das Demonstrationskomitée. Aus diesem Grund erstaune es wenig, dass ausgerechnet hier auch die Behörden sich schwer damit täten, gegen Diskriminierung vorzugehen. Der heutige Anlass zeige, dass die Bevölkerung des Zürcher Oberlands deutlich mehr Rückgrat habe als ihre Behörden und sich klar gegen Queerfeindlichkeit stelle.
Die offen homosexuelle Lehrkraft war nach Beschwerden von konservativen Eltern entlassen worden. Die Vorwürfe hatten sich jedoch als haltlos erwiesen.
Der Zürcher Lehrerverband hatte die Geschehnisse im Zürcher Oberland scharf kritisiert. Mittlerweile hat die Schulpflege eine interne Aufarbeitung des Falls angekündigt. Der Entlassene verzichtet auf eine Klage.
Auch die Zürcher Bildungsdirektorin Silvia Steiner (66) hat sich in den Fall eingeschaltet. Sie erklärte im Gespräch mit dem «Tages-Anzeiger»: «Der Fall in Pfäffikon ist nicht gut gelaufen. Das Volksschulamt hat die Schule beraten, diese hat sich aber offenbar für ein anderes Vorgehen entschieden.» (nad)