Der kleine Mario* (5) weiss nicht, ob er Corona hat. Genau vor einer Woche machte er am wöchentlichen Pooltest seines Kindergartens in Oetwil am See ZH mit, doch ein Ergebnis erhielt er nicht.
Die Schulleitung meldete am Freitag den Eltern, 28 Pooltests seien nicht ausgewertet worden. Man sei mit dem betreffenden Labor in Kontakt und werde sich wieder melden. Das war am Montag.
Die Testergebnisse waren aber immer noch nicht da. Die Schulleitung schlug andere Töne an. «Wir sind mit der Arbeit und der Stellungnahme des Labors sehr unzufrieden und haben den Fall an mehreren Stellen gemeldet», steht in einer Nachricht an die Eltern, die Blick vorliegt.
Eine Minute für nichts gegurgelt
Man habe «trotz mehrmaligem Nachfragen keine Antwort über den Verbleib der Pooltests erhalten», heisst es in der Nachricht weiter. Das Labor könne lediglich den Eingang der Proben bestätigen. Man müsse darum die 28 Proben als «verloren» deklarieren. Die Schulleitung entschuldigt sich bei den Eltern und dankt für deren Geduld.
Martin B.* ist der Vater des kleinen Mario. Er findet es «nicht in Ordnung», dass das Labor die Tests verloren hat. Der Bub gurgle die Salzlösung nicht gerne, eine Minute lang schon gar nicht. Die Verantwortlichen und die Eltern würden sich Mühe geben, dass Corona nicht in die Klassen komme, und da dürfe so ein Vorfall einfach nicht passieren.
Jeden Tag auf den nächsten vertröstet
Am besagten Pooltest hatten ungefähr 450 Personen mitgemacht, teilt die Schulleitung auf Blick-Anfrage mit. Lediglich fünf Personen seien positiv gewesen. Man würde mit der Plattform «Together we test» (TWT) zusammenarbeiten und auch mit ihnen kommunizieren.
Die Organisation habe am Donnerstag gesagt, die fehlenden Resultate würden im Laufe des Tages eintreffen. Am Freitag habe es dann geheissen, sie seien über einen Rückstau in einem Labor des Universitätsspitals Zürich (USZ) informiert worden und können nicht versprechen, dass die Ergebnisse noch am selben Tag ausgewertet würden.
Nach weiterem Nachfragen am Montag sprach das Labor dann endlich Klartext. «Man könne uns keine Auskunft zu dem Verbleib der Proben geben. Wir sollen die Proben ‹abschreiben› und regulär weitertesten», teilt Schulpräsidentin Daniela Kugler schriftlich mit.
Man verstehe, dass die Mitarbeitenden und Labore des repetitiven Testens aktuell enorm gefordert seien und Fehler passieren könnten. Man wünsche sich für die Zukunft aber eine transparentere Kommunikation. Die Arbeit der Plattform TWT werde aber weiterhin unterstützt, man sei vom grossen Nutzen des repetitiven Testens nach wie vor überzeugt.
Testresultate sind aufgetaucht!
«Together we test» wird von der Hirslanden-Gruppe betrieben. In zwölf Kantonen werden Pooltests gemacht, hauptsächlich für Schulen. Alleine vergangene Woche wurden in den 17 beteiligten Labors über 42'000 Pooltests analysiert, von knapp 300'000 Personen. Neun Prozent der Tests waren positiv.
Während der Blick-Recherchen meldete sich die Schulleitung bei Blick. Ein Verantwortlicher von TWT habe mitgeteilt, dass das Problem mit dem Labor USZ geklärt werden konnte. Sie versprachen, dass die Resultate demnächst übermittelt werden.
«Grundsätzlich keine Probleme»
Simon Kessler, Sprecher von «Together we test», zu Blick: «Die betroffenen Pooltests gingen am vergangenen Mittwoch in den Labors ein und wurden alle analysiert. Die Resultate der von Ihnen genannten Fälle wurden aber aufgrund einer technischen Panne nicht an uns übermittelt.» Unterdessen sei dies nachgeholt werden. «Diese Resultate nützen den Getesteten natürlich nichts mehr, das ist uns bewusst, und dafür entschuldigen wir uns», sagt Kessler.
Was genau passiert sei, werde derzeit untersucht. Grundsätzlich würde es bei Pooltests keine Probleme geben. Bei Einzeltests nach positiven Pools komme es hingegen vor, dass die Labors Proben ohne weitere Daten erhalten, sodass diese Tests keiner Person zugeordnet werden können.
Die Labors sind angewiesen, solche Proben zu vernichten.
«Leider nicht ganz zu vermeiden»
Das Zürcher Volksschulamt sagt, das Testvolumen an den Schulen habe stark zugenommen, das Testsystem habe man aber bislang stabil halten und die durchschnittliche «Time to Result» sogar verbessern können. Trotzdem komme es «vereinzelt vor, dass Proben lange Auswertungszeiten haben oder nicht auffindbar sind». Das sei äusserst bedauerlich, aber in der aktuellen Situation «leider nicht ganz zu vermeiden».
Ob der kleine Mario Corona hat, wird er hoffentlich bald wissen. Am Dienstagmorgen hat er erneut gegurgelt. Der nächste Pooltest war bereits wieder fällig. (vof)
* Namen geändert