Bis zu 90'000 PCR-Analysen pro Tag – und ein Drittel davon ist positiv: Die Omikron-Wand sorgt Tag für Tag für neue Rekorde bei den Fallzahlen und bringt die Labors an die Kapazitätsgrenzen. Omikron hat die Spielregeln der Pandemie einmal mehr verändert.
Jetzt geht das Bundesamt für Gesundheit (BAG) über die Bücher. Neu braucht es bei einem positiven Testresultat nach einem Antigen-Schnelltest keine Bestätigung mittels PCR mehr. Aktuell sei man bei einem positiven Antigen-Schnelltest «mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit tatsächlich infiziert», so ein Sprecher zu Blick. Für diese Fälle bestehe eine Meldepflicht ans kantonale Contact Tracing und dem BAG. «Falsch positive» Fälle seien in der aktuellen epidemiologischen Lage sehr unwahrscheinlich. Weitere Anpassungen seien in Prüfung, so der Sprecher.
PCR-Tests galten bislang als Goldstandard, weil Antigen-Schnelltests gerade bei asymptomatischen Fällen eine Erkrankung häufig nicht erkennen. Bei Omikron reagieren sie sogar noch etwas weniger sensitiv. Im Umkehrschluss heisst das aber auch: Ist die Viruslast hoch genug, dass sogar der Antigen-Schnelltest anschlägt, ist das positive Resultat zuverlässiger.
Omikron stellt Reihentests in Frage
Es dürfte mittelfristig nicht die einzige Anpassung der Teststrategie bleiben. Weil die Labore mit den Analysen kaum mehr nachkommen, hat das Bundesamt für Gesundheit (BAG) den Kantonen bereits eine Priorisierung im Fall von Engpässen mitgegeben. An erster Stelle stehen Personen mit Symptomen, an zweiter Pooltests an Schulen und Betrieben, also die präventiven Massentests. Hinten anstehen müssen jene, welche einen PCR-Test fürs Reisen oder für Covid-Zertifikate brauchen.
Gerade bei den Massentests bringt die Omikron-Variante die Schweizer Teststrategie ins Wanken. Denn die grundsätzliche Idee, versteckte Fälle aufzuspüren und weitere Ansteckungen zu verhindern, wird angesichts der Fallzahlen und langen Wartezeiten bei den Resultaten zunehmend ad absurdum geführt.
Das scheint nun auch beim BAG zu Reden zu geben. Auf die Frage, ob Massentests vor diesem Hintergrund noch Sinn machen, hält sich die Behörde zwar bedeckt, hält aber explizit ein zweites Mal fest: «Eine Anpassung der Teststrategie wird aktuell geprüft.»
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Engpässe machen Schwierigkeiten
Einzelne Kantone haben wegen Testengpässen schon die Konsequenzen gezogen, allen voran der Kanton Aargau: Weil es derart lange dauert, bis die Resultate da sind, stellt der Kanton die präventiven Tests in Schulen und Betrieben ein – denn man könne Ansteckungsketten nicht unterbrechen, wenn es Tage dauere, bis klar sei, wer infiziert ist. «So verliert das Testen im Zusammenhang mit Omikron seinen Sinn», teilte das Gesundheitsdepartement fest. Derart knapp ist der Engpass nicht überall: Zürich, Basel-Stadt oder Solothurn melden gegenüber SRF, dass Schultests weiterhin machbar seien.
Musterknabe in Sachen Massentests war bislang der Kanton Graubünden. Das Programm im Kanton ist weiterhin umfassend, etwa ein Drittel der mobilen Bevölkerung beteiligt sich. Ob dem so bleibt, ist aktuell offen: Die hohen Fallzahlen würden die Labore stark belasten, man analysiere zurzeit die Situation und werde bei Bedarf Massnahmen übernehmen, teilt der Kanton mit.
BAG: Genügend Kapazitäten vorhanden
Das BAG selbst hält aber fest, dass «grundsätzlich ausreichend Laborkapazitäten vorhanden» seien. Engpässe könne es ausserdem auch bei der Probenentnahme geben. Es sei zudem wichtig, dass die Laborkapazitäten schweizweit gut koordiniert werden, um mögliche lokale Engpässe zu umgehen. Für das Umsetzen der Testungen seien die Kantone zuständig.