Knatsch in Winterthur
Polizeichef vom eigenen Korps in anonymem Brief attackiert

Bei der Stadtpolizei Winterthur ist offenbar Feuer im Dach: Der neue Kommandant wird von seinen Mitarbeitern in einem anonymen Brief angegriffen. Die Drohung: Wir oder er.
Publiziert: 09.04.2023 um 12:14 Uhr
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Aktualisiert: 09.04.2023 um 15:04 Uhr
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In einem anonymen Brief machen Kaderleute der Stadtpolizei Winterthur ihrem Ärger Luft.
Foto: Keystone

Die Zeichen bei der Stadtpolizei in Winterthur ZH standen auf Neuanfang: Nach zwei Suiziden in der Polizei ist per 1. Februar ein neuer Kommandant eingesetzt worden, um einen Kulturwandel herbeizuführen. Das scheint aber nicht reibungslos zu klappen.

Ein anonymer Brief hat den Stadtrat erreicht, berichtet der «Landbote». Kaderleute der Stadtpolizei haben darin den Führungsstil des neuen Kommandanten Anjan Sartory kritisiert. Im Schreiben sei eine offene «Wir-oder-er-Drohung» ausgesprochen worden.

Polizisten erstaunt

Der Inhalt des Briefs ist grösstenteils unbekannt. Eine Mehrheit des Korps werde dadurch allerdings nicht repräsentiert. Mehrere Polizisten, mit denen der «Landbote» gesprochen hat, zeichnen ein völlig anderes Bild des neuen Chefs: Sartory mache einen positiven Eindruck, sei nahbar und zeige ein ehrliches Interesse für die Anliegen seiner Angestellten. Manche Polizisten hätten ungläubig auf den anonymen Brief reagiert.

Ein Verdacht kommt auf: Einzelne Kaderleute seien unzufrieden mit dem neuen Kurs des Chefs. Dieser basiert auf seinem politischen Auftrag. Sartory soll die rigide Führungskultur verändern. Diese wurde bei einer Untersuchung nach den Suiziden im Korps als Problem identifiziert worden.

Eine Quelle des «Landboten» vermutet, dass diejenigen, die den früheren hierarchischen Führungsstil verkörperten, hinter dem aktuellen Eklat stecken. Ob die Angriffe auf den neuen Chef berechtigt sind, wird sich noch zeigen. Der Stadtrat möchte das Schreiben ernst nehmen und die geäusserten Vorwürfe prüfen.

Kündigungswelle in Bülach

Unweit von Winterthur kam es bei einer weiteren Stadtpolizei kürzlich ebenfalls zu einem Aufruhr: Ein Drittel der Belegschaft in Bülach ZH hat innert sieben Monaten gekündigt.

Der Grund: der Polizeichef. Mit seinem toxischen Führungsstil verbreite er ein «Klima der Angst». Dies enthüllte der SonntagsBlick. Betroffene Polizisten zeichneten ein Bild eines kritikunfähigen und cholerischen Polizeichefs, der seinen Mitarbeitern misstraue.

Nach den Enthüllungen hat sich das Bülacher Parlament eingeschaltet. Nun werde die Situation bei der Stadtpolizei Bülach geprüft. (bab)

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