Nach Suiziden von Polizisten
Winterthurer Stapo soll Führungskultur ändern

Der Winterthurer Stadtrat will bei der Stadtpolizei einen Kulturwandel einleiten. Ein Untersuchungsbericht, den die Stadt nach zwei Suiziden von Polizisten in Auftrag gab, hat Mängel in der Führungskultur der Stadtpolizei geortet.
Publiziert: 25.11.2022 um 16:17 Uhr
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Innerhalb eines halben Jahres hatten sich gleich zwei Mitarbeitende der Stadtpolizei Winterthur das Leben genommen. Der erste Suizid war im Sommer 2021, der zweite im Winter 2022.
Foto: Céline Trachsel

Innerhalb eines halben Jahres erschütterten gleich zwei Suizide die Stadtpolizei Winterthur. Nachdem sich bereits im Juli 2021 ein Polizist das Leben genommen hatte, setzte ein zweiter Polizist im Februar 2022 kurz vor Dienstantritt seinem Leben ein Ende. Wie ein von der Stadt in Auftrag gegebener Untersuchungsbericht jetzt zeigt, seien in der Führung der Winterthurer Stadtpolizei gravierende Mängel geortet worden.

Der Winterthurer Stadtrat will deshalb bei der Stadtpolizei eine Änderung der Führungskultur einleiten. «Der Kulturwandel bei der Stadtpolizei ist von zentraler Bedeutung. Erste Schritte dazu wurden bereits eingeleitet», sagte die zuständige Stadträtin Katrin Cometta (GLP) am Freitag bei der Präsentation der Untersuchungsergebnisse.

Kritik an Chefs war unerwünscht

Der von einer Anwaltskanzlei angefertigte Bericht kritisiert gravierende Mängel in der Führung der Stadtpolizei. Das Führungsverständnis habe auf Befehl und Gehorsam und einem rigiden Loyalitätsverständnis beruht. Kritik an Vorgesetzten oder der Gesamtorganisation sei unerwünscht gewesen.

Die Situation eskalierte gemäss Bericht, als das rigide Führungsverständnis auf die Quartierpolizei ausgedehnt werden sollte, bei der die Mitarbeitenden bislang relativ grosse Freiheiten hatten.

Im Februar 2022 gab der Stadtrat die Administrativuntersuchung in Auftrag, um herauszufinden, ob es bei der Polizei zu Verfehlungen kam. «Es ging nicht darum, herauszufinden, warum die beiden Polizisten Suizid begangen haben», sagte Stadtpräsident Michael Künzle.

Die Untersuchung habe jedoch ergeben, dass es keine personalrechtlichen oder strafrechtlichen Verfehlungen gegeben habe. Der frühere Kommandant trat per Ende März 2022 zurück – aus gesundheitlichen Gründen, wie der Stadtrat damals mitteilte. Sein Nachfolger wird die Stelle im Februar 2023 antreten. In der Zwischenzeit führt der stellvertretende Kommandant die Stadtpolizei. Der neue Kommandant soll laut Cometta eine tragende Rolle bei der Etablierung einer neuen Führungskultur spielen.

Der Untersuchungsbericht wird laut Künzle nicht herausgegeben. «Wir müssen die Leute schützen, die im Rahmen der Untersuchung Auskunft gegeben haben», sagte der Stadtpräsident. Auch die zuständige Kommission des Stadtparlaments erhält den Bericht nicht. Man habe die Mitglieder der Kommission jedoch informiert. (SDA)

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