Der Stadtrat von Winterthur hat sich nach Blick-Berichten am Mittwochmorgen mit den zwei Suiziden bei der Stadtpolizei Winterthur befasst, wie er am Nachmittag mitteilte. Mit der Administrativuntersuchung, die Stadträtin Katrin Cometta (GLP) bereits vergangene Woche angekündigt hatte, sollen organisatorische, führungsbezogene und personalrechtliche Fragen geklärt werden.
Durchgeführt wird die Untersuchung von der Rudin Cantieni Rechtsanwälte AG. Ergebnisse sollen im Sommer vorliegen. Innerhalb von sieben Monaten nahmen sich zwei langjährige Mitarbeiter der Stadtpolizei das Leben. Beide Todesfälle hätten das Korps zutiefst schockiert, wie Cometta in einer früheren Stellungnahme mitteilte.
Stadtrat möchte noch mehr Leid verhindern
Das Leid und die Tragik für die Betroffenen, deren Umfeld und das gesamte Polizeikorps seien nicht in Worte zu fassen, teilten die Fraktionspräsidentinnen und -präsidenten des Stadtparlaments in einer gemeinsamen Stellungnahme mit. Es gehe in erster, zweiter und dritter Linie um Menschen und nicht um Politik. Oberstes Ziel müsse es sein, noch mehr Leid zu verhindern.
Den Entscheid des Stadtrats, sofort eine Administrativuntersuchung an die Hand zu nehmen, begrüssen die Fraktionen. Die Aufarbeitung und Analyse der Ereignisse solle rasch, umfassend und vollkommen transparent sein und von unabhängigen Personen durchgeführt werden. Erst wenn das Parlament die Ergebnisse sorgfältig studiert habe, könne es eine Einschätzung vornehmen. In welcher Form die Aufarbeitung im Parlament geschehen solle, sei noch nicht entschieden.
Zusammenhang zwischen den beiden Suiziden
Laut Blick-Informationen kam der Leidensdruck der beiden Männer von einer Umstrukturierung der Quartierpolizei im Sommer 2021. «llen Quartierpolizisten wurde ein Mann vor die Nase gesetzt, den niemand für tragbar hielt», so ein Insider. Der neue Vorgesetzte soll einen der beiden Polizisten «drangsaliert», sich mit dem anderen «überhaupt nicht verstanden» haben.
In internen Schriftwechseln wird der neue Kommandant als «Teil des Problems» bezeichnet. Gesprochen wird unter anderem von «falschen» und «unterlassenen Führungsentscheiden». Bei Gesprächen soll der stellvertretende Kommandant eingestanden haben, dass zwischen den beiden Suiziden ein Zusammenhang bestehe. Konkrete Fragen hat Stadtärin Cometta nicht beantwortet. (SDA/chs)