Ein Drittel der Belegschaft bei der Stadtpolizei Bülach hat innert sieben Monaten gekündigt. Der Grund: der Polizeichef. Mit seinem toxischen Führungsstil verbreite er ein «Klima der Angst», berichtete der SonntagsBlick. Aktive Polizisten packten über die Missstände aus.
Jetzt will das Bülacher Stadtparlament die Vorwürfe untersuchen, schreibt der «Zürcher Unterländer». Sowohl die Geschäftsprüfungskommission als auch die Kommission Bevölkerung und Sicherheit haben sich eingeschaltet. Letztere habe den verantwortlichen Stadtrat Daniel Ammann zu einem Gespräch eingeladen. Dieser habe dem Polizeichef den Rücken gedeckt. Laut dem Stadtrat seien die Vorwürfe «haltlos».
Anhörungen geplant
Die Kommission Bevölkerung und Sicherheit möchte die Vorwürfe transparent aufklären, sagt Kommissionspräsident Samuel Lienhart. Es sei wichtig, dass die Stadtpolizei rasch wieder als einwandfreie Organisation gelte. Wenn an den Vorwürfen etwas dran sei, müssen Massnahmen folgen, sagt Lienhart.
Nun sind Anhörungen von Mitgliedern des Stadtrats und der Stadtverwaltung geplant. Es sei noch offen, wie es danach weitergehe.
Tiefer Bruch im Korps
Gegenüber dem SonntagsBlick zeichneten die betroffenen Polizisten ein Bild eines kritikunfähigen und cholerischen Polizeichefs, der seinen Mitarbeitern misstraue. Sämtliche Aussagen werden entweder von mehreren Quellen gestützt oder durch Dokumente belegt.
Mit diesem Führungsstil habe der Chef ein System geschaffen, in dem Polizisten sich nicht mehr trauten, ihre Arbeit zu machen: «Man verzichtet dann auf eine Kontrolle, fährt weiter, damit man nicht in den Fokus gerät», sagte ein Betroffener. Arbeite man weiter wie gewohnt, müsse man damit rechnen, ins Büro des Vorgesetzten zitiert und angeschrien zu werden.
Der Bruch zwischen Korps und Polizeichef ist mittlerweile so tief, dass Mitarbeitende den Aufenthaltsraum verlassen, sobald der Vorgesetzte hereinkommt. Andere warten so lange mit dem Mittagessen, bis er den Raum verlassen hat.
SonntagsBlick hat den Polizeichef und dessen Vorgesetzte mit sämtlichen Vorwürfen konfrontiert. Einzig Abteilungsleiter Roland Engeler nimmt summarisch Stellung. In jüngster Zeit habe es mehrere Abgänge bei der Stadtpolizei Bülach gegeben. Dies aus «unterschiedlichsten Beweggründen». Zu personalrechtlichen und führungstechnischen Fragen gebe man wegen des Daten- und Persönlichkeitsschutzes grundsätzlich keine Auskunft. Personalvorgänge bearbeite man nach den Vorschriften des städtischen Personalrechts. (bab)
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