Er besiegte seine Leukämie. Nun muss Janick Hofstetter (24) aus Rüti ZH erneut kämpfen. Gegen Geldnot. Der junge Mann kann seine Rechnungen nicht mehr bezahlen. «Ich habe noch 1.80 Franken auf dem Konto», sagt er beim Blick-Besuch letzte Woche.
Die Ursache des finanziellen Übels: ein Unfall bei der Arbeit. Und die Unfallversicherung Suva, die Hofstetter warten und warten lässt. «Sie lassen mich verhungern», sagt der junge Mann. Über drei Monate sind seit dem Unfall vergangen.
Es passierte Ende November 2023. Hofstetter schuftet als Hilfsarbeiter der Gemeindewerke Stäfa ZH auf dem Bau. Der 64-Kilo-Mann schleppt Kabelrollen. «Sie waren 70 Kilogramm schwer.» Dann rutscht er aus. Bandscheibenvorfall.
Ärzte schrieben ihn krank. Bis Mitte März. Aber schon Ende Dezember 2023 lief Hofstetters befristeter Vertrag aus. Der Arbeitgeber verlängerte nicht. «Wieder eine berufliche Enttäuschung», sagt der Zürcher Oberländer. Dabei hatte er es in den vergangenen Jahren so oft probiert. Dies, nachdem er sich nach einer schlimmen Krebserkrankung ins Leben zurückgekämpft hatte. Rückblick: Hofstetter ist 16, als er die Leukämie-Diagnose erhält. Blick berichtete in mehreren Artikeln über ihn. Suche nach einem Stammzellenspender, Chemotherapie, erfolgreiche Stammzellen-Transplantation.
Koch, Hauswart, Pizzakurier
Und immer: Medikamente über Medikamente. Irgendwann ist der Krebs bezwungen. Der Körper aber noch geschwächt. Dies beeinflusst seine berufliche Karriere stark. Er versucht sich als Koch. Beginnt eine Lehre als Hauswart. Es funktioniert nicht. «Mein Immunsystem war nach der Leukämie zu schwach. Ich hatte zu viele Fehlzeiten.» Er bezieht Sozialhilfe. Probiert es später als Pizzakurier. Irgendwie kommt nicht richtig Kohle rein. Und: Er ist Mitte 20 und hat noch keine Ausbildung.
Dann das Angebot der Stäfner Gemeindewerke. Befristeter Vertrag als Hilfsmonteur. Mit der Möglichkeit, weiterzuarbeiten. Und eine Lehre als Netzelektriker zu starten. Hofstetter blüht auf: «Ich konnte mit meinem besten Kollegen zusammenarbeiten, war beschäftigt und verdiente ansprechend.»
Der Unfall im November bedeutet das jähe Ende seines Aufblühens. Operation in Winterthur. Der Fall wird der Suva gemeldet. Am 30.11. schreibt sie, sie prüfe zurzeit, ob eine Leistungspflicht bestehe. Und bittet um «etwas Geduld».
Hofstetter fragt bei der Suva nach, diese vertröstet ihn
Ende Februar sagt Hofstetter genervt: «Ich hatte mit der Suva mehr als genug Geduld.» Und: «Meine Rechnungssteller haben keine Geduld mit mir. Sie wollen ihr Geld.» Die Januarrechnungen habe er zwar mit dem letzten Lohn des Arbeitgebers, dem Dezemberlohn, bezahlen können. Seither kam aber nur noch ein kleiner Betrag rein. «Rund 800 Franken von den Gemeindewerken – Überstunden und Ferien.» Die grossen Auszahlungen Ende Januar und Ende Februar fehlen.
In diesen Monaten, Januar und Februar, macht Hofstetter selbst bei der Suva Dampf. Und fragt telefonisch mehrmals nach. Es hilft nichts: «Sie vertrösteten mich und sagten, sie würden den Fall weiterhin prüfen.»
Blick bringt Suva in Bewegung
Erst als Blick sich einschaltet, passiert etwas. Plötzlich geht es schnell: diesen Montag die Anfrage an die Suva, am Mittwochmittag die Antwort mit dem positiven Bescheid für Hofstetter. «Inzwischen wurde die Unfallabklärung abgeschlossen. Der Versicherte wird in den kommenden Tagen per Briefpost über den Entscheid informiert», sagt Sprecher Adrian Vonlanthen. «Janick Hofstetter erhält Taggeld-Auszahlungen im Umfang von 6761.40 Franken.» Und tatsächlich: Schon am Donnerstag meldet Hofstetter, er habe das Geld erhalten. «Ich bezahlte gleich meine Rechnungen.»
Doch warum liess die Unfallversicherung den jungen Mann so lange warten und fast verhungern? Vonlanthen erklärt: «Die Suva ist bemüht, Unfallabklärungen so schnell wie möglich vorzunehmen. Jedoch ist es uns auch wichtig, diese Abklärungen sorgfältig und umfassend zu machen.»
Um einen Entscheid bezüglich Leistungsansprüchen zu fällen, müsse die Suva diverse Unterlagen von medizinischen Instituten einholen. «Wie beispielsweise Berichte zu medizinischen Untersuchungen, Röntgen- und CT-Aufnahmen.» Man sei darauf angewiesen, diese Unterlagen so schnell wie möglich zu erhalten.
Hofstetter bedankt sich bei Blick
Aber auch die verunfallte Person selbst könne ihrerseits dazu beitragen, dass der Prozess der Unfallabklärung möglichst zügig vorangehe, sagt Vonlanthen. «Beispielsweise, indem sie Informationen zum Unfall möglichst schnell an die Suva weitergibt.»
Janick Hofstetter seinerseits ist nun überglücklich. «Ohne Blick hätte mich die Suva verhungern lassen. Jetzt bekomme ich die Kohle – merci.»