Public Viewings gehören zu jeder Fussball-Weltmeisterschaft. Gemeinsam mit vielen anderen Fans die Spiele verfolgen, essen, trinken, Spass haben. Nicht so dieses Jahr. Nicht nur, weil die WM im Winter statt im Sommer stattfindet. Rund um die WM in Katar hagelt es heftige Kritik. Katar richtet als erstes arabisches Land eine Fussball-WM aus. Das Emirat steht seit Jahren wegen seines Umgangs mit ausländischen Arbeitskräften, Frauen und queeren Menschen in der Kritik.
Erst wenige Tage vor WM-Start hatte die Stadt Zürich jegliche öffentliche Public Viewings verboten. Jetzt wird das Angebot für Zürcher WM-Begeisterte noch kleiner. Das Public Viewing in der Sihlhalle im Kreis 5 findet nicht mehr statt.
Organisator Steff Fischer macht nach nur zwei Tagen Schluss. Er könne das nicht mehr mit seinem Gewissen vereinbaren. «Ich will mich noch im Spiegel ansehen können», sagt er zur «NZZ». Es sei einfach zu viel zusammengekommen.
«Die Fifa und Katar zeigen der Welt den Stinkefinger»
Anfangs habe er noch geglaubt, dass sich Katar durch die WM zum Besseren verändern würde. Doch inzwischen sei für ihn klar, dass dem nicht so ist. Zuletzt der Wirbel um die «One Love»-Armbinde habe ihm gezeigt, dass weder Katar noch die Fifa etwas verändern wollen.
Die Kapitäne europäischer Mannschaften wollten als Zeichen für Vielfalt und Toleranz eine Armbinde auf dem Spielfeld tragen. Die Armbinden sind Teil einer Kampagne für Inklusion. Sie gelten als Protest gegen die Gesetze des WM-Gastgebers Katar, der unter anderem Homosexualität unter Strafe stellt.
Doch diese Aktion wurde unterbunden. Die Fifa drohte mit Sanktionen gegen die Spieler. Sehr zum Entsetzen von Fischer. Gegenüber der «NZZ» findet er deutliche Worte: «Die Fifa und Katar zeigen der Welt den Stinkefinger.» Dass das Public Viewing ein solch abruptes Ende findet, kostet auch Geld. Laut Fischer beläuft sich der Schaden auf rund 20'000 Franken. (jmh)