Anfangs standen nur Geldstrafen im Raum. Weshalb die Verbände von Belgien, Dänemark, Deutschland, England, Niederlande, Wales und der Schweiz bis am Sonntagabend davon sprachen, an der «One Love»-Captainbinde festzuhalten. Doch als die Fifa dann drohte, härtere Register zu ziehen, knickten die sieben Nationen am Montag ein. Granit Xhaka, Harry Kane, Manuel Neuer und Co. werden das farbige Bändeli, das ein Zeichen gegen die Ausgrenzung von LGBTQ+-Menschen, aber auch gegen Rassismus und Antisemitismus setzt, während der WM nicht tragen.
Eine der von der Fifa angedrohten Sanktionen sind Gelbe Karten für die Captains. Solche können nur die Schiedsrichter zeigen. Doch beinhaltet das Spiel-Reglement überhaupt Schiri-Sanktionen für die «OneLove»-Binde?
Darüber herrscht seit der Fifa-Drohung Rätselraten. Mit der allgemeinen Annahme in Expertenkreisen, dass es sich um einen faulen Bluff des Weltverbandes handelt. Das untermauern auch Gespräche von Blick mit diversen Schiri-Experten in der Schweiz.
Gemäss Reglement sind politische Botschaften auf der Spielbekleidung zwar untersagt. Sanktionen seien jedoch Sache des Veranstalters oder der nationalen Verbände. Und nur dann, wenn die Botschaft beleidigend, provozierend ist. Das ist bei der «OneLove»-Binde beim besten Willen nicht der Fall. Im Reglement steht sogar, dass Slogans zur Förderung von Respekt und Integrität zulässig seien.
Auch zur Umsetzung stellen sich bei Experten Fragen: Soll der Schiedsrichter etwa die Partie nach dem Anpfiff direkt unterbrechen und dann dem «fehlbaren» Captain Gelb zeigen? Oder in der Pause? Oder nach dem Spiel?
Schiedsrichter sind gemäss Reglement dann zum Eingreifen (Gelbe oder Rote Karten) angehalten, wenn Spieler auf dem Platz höhnische oder aufhetzende Handlungen begehen. Oder sich beleidigend oder anstössig äussern. In welche dieser Kategorien das Tragen der «One Love»-Captainbinde fallen soll, weiss nur die Fifa.
Wohl weil Gelbe Karten für ein farbiges Armbändeli vom Regelwerk nicht abgedeckt sind, erpresst die Fifa die sieben Verbände mit noch viel drastischeren Strafen. Mit solchen, die sie als Veranstalter der WM aussprechen kann: von Punktabzug bis zu Turnierausschluss. Was dann zum Einknicken unter anderem des Schweizerischen Fussballverbandes geführt haben dürfte.