Hier läuft Corona-Beizer Günter Diexer ins Gericht
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«Alles nur Blödsinn»:Hier läuft Corona-Beizer Günter Diexer ins Gericht

Günter Diexer brach mehrfach das Siegel in seinem Café in Elsau ZH auf
Corona-Beizer kassiert sieben Monate Knast – unbedingt!

Dreister ging es kaum im Lockdown: Die Polizei erwischte im März 2021 Wirt Günter Diexer in seinem Cafe in Elsau ZH mit 25 «ungebetenen» Gästen. Tags darauf bediente er erneut Kunden. Nun kassierte er sieben Monate Knast – unbedingt.
Publiziert: 21.06.2022 um 10:50 Uhr
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Aktualisiert: 21.06.2022 um 18:44 Uhr
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Corona-Querulant Günter Diexer sorgte am Dienstag vor Gericht für einen Eklat.
Foto: Claudio Meier
Viktor Dammann

Heute musste sich der Beizer Günter Diexer (56) vor dem Bezirksgericht Winterthur ZH verantworten. Der Österreicher hatte – trotz strengem Lockdown – in seinem gleichnamigen Café in Elsau ZH Gäste bewirtet. Nach einer ersten Kontrolle der Zürcher Kantonspolizei im März 2021 öffnete er anderntags erneut. Sogar als sein Lokal versiegelt wurde, machte das bei Diexer nur wenig Eindruck: Er zerstörte vor laufenden Kameras das amtliche Siegel. Deshalb fordert die Staatsanwaltschaft eine Busse von 7000 Franken und neun Monate Gefängnis – unbedingt!

Diexer selbst beeindruckt das wenig. Im Gegenteil: «Die Richterin kommt ins Schwitzen und wird bei einer Verurteilung wegen Hochverrats verklagt. Da dies gegen jede Verfassung ist, sprechen wir von Hochverrat», schreibt der Covid-Querulant in einem Mail an Blick. Zu seinen Motiven will er sich nicht äussern. «Die Verhandlung wird amüsant», kündigte der Wirt geheimnisvoll an.

«Gehe eins rauchen!»

Und tatsächlich: Als Diexer vor dem Gericht steht, erkennt er dieses nicht an und macht keine Aussagen. «Das entspricht nicht den Menschenrechten. Jetzt gehe ich eins rauchen!», sagt der Beizer und verlässt den Gerichtsaal.

Nach der erzwungenen Pause kündigte Diexer an, den Fall an «ein internationales Gericht» weiterziehen zu wollen. Er wolle keine Aussagen zur Sache machen. Anschliessend wünschte Diexer dem Gericht noch einen schönen Tag und zog von dannen. «Für mich ist Schluss!», meinte er noch.

Sein amtlicher Verteidiger forderte einen vollumfänglichen Freispruch. Es sei ein privater Anlass gewesen. Der Lockdown habe ihn sehr hart getroffen.

Corona-Beizer drohen neun Monate Knast – unbedingt
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Siegelbruch vor Kamera:Café in Räterschen ZH öffnet erneut

Er öffnete «bewusst und gewollt»

Laut Anklageschrift der Staatsanwaltschaft Winterthur hat der Beschuldigte trotz Kenntnis der behördlichen Schliessung von Restaurationslokalen sein Café «bewusst und gewollt» geöffnet. Bei der Polizeikontrolle am 15. März seien 25 Gäste festgestellt worden, die von Diexer mit Speis und Trank versorgt wurden. Der Betreiber habe weder über ein Schutzkonzept verfügt, noch seien Schutzmasken getragen worden. Sein Vorhaben hatte der Covid-Protest-Wirt auf Facebook angekündigt.

Zudem habe der Patentinhaber den Polizeibeamten den Zutritt zu den Räumlichkeiten verweigert. So soll Diexer den Beamten verunmöglicht haben, die anwesenden Gäste zu kontrollieren und zu verzeigen.

Anderntags traf die ausgerückte Kantonspolizei erneut 14 essende und trinkende Personen an. Bereits Ende Februar hatte Diexer unerlaubt Gäste bedient.

Amtliches Siegel beeindruckte den Beizer nicht

Nach diesem Vorfall liess die Zürcher Gesundheitsdirektion das Café schliessen und versiegeln. Das beeindruckte den Österreicher jedoch nur kurz. Am 30. März brach Diexer unter dem Jubel von 20 Gesinnungsgenossen das amtliche Siegel mit einem Schlüssel. In der Folge wechselte die Polizei den Schlosszylinder aus und brachte neue Siegel an, die der Wirt erneut zerstörte.

Zu guter Letzt wird Diexer der Vorwurf gemacht, einem Lebensmittelkontrolleur den Zutritt verweigert zu haben. Zudem hatte er nach dem Eintreffen der Kantonspolizei wieder keine Maske getragen.

Der Staatsanwalt fordert für Günter Diexer eine Verurteilung wegen Siegelbruchs, Begünstigung, Hinderung einer Amtshandlung und der Widerhandlung der Covid-Massnahmen. Beantragt wird eine neunmonatige, unbedingte Freiheitsstrafe. Dazu eine Geldstrafe von 900 Franken und einer Busse von 7000 Franken.

Diexers Café hat aktuell dem Verein «URIG» Gastrecht gegeben. An der Türe klebt ein Sticker mit der Aufschrift «URIG Ortsgruppe Elsau». Die Vereinigung steht der Corona-Kritiker-Szene nahe.

Wirt glänzte mit Abwesenheit bei Urteilseröffnung

Am Dienstagabend fiel das Urteil: Diexer ist mehrheitlich schuldig. Er kassierte sieben Monate unbedingt plus eine Geldstrafe von 1500 Franken sowie eine Busse von 2500 Franken.

Die Urteilseröffnung fand jedoch ohne den Wirt statt. Er hatte das Gebäude schon einige Zeit zuvor verlassen, weil er das Gericht «nicht anerkennt». Die Einzelrichterin betonte in der Urteilsbegründung: «Das Bezirksgericht Winterthur ist ein verfassungsmässiges Gericht.»

Die Einzelrichterin hielt unter anderem auch fest: «Er hat das polizeiliche Siegel bewusst zweimal gebrochen. Wir haben keinen Zweifel, dass die Zeugenaussagen richtig sind.» Diexer habe auch behauptet, er habe ein Hausrecht und die Polizisten hätten kein Recht gehabt, das Cafe zu betreten. Die Einzelrichterin: «Dies stimmt natürlich nicht.»

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