«Für alle Notfälle von A bis Z», listet das Spital Affoltern am Albis auf der zweiten Seite seines Flyers das Notfall-ABC auf. Von A wie «Atembeschwerden» über J wie «Juckreiz» bis Z wie «Zittern» reicht die Aufzählung möglicher Notfallsymptome. Die Flyer flatterten in alle Briefkästen der Haushalte im Knonauer Amt, insgesamt 28'000 Stück.
Wegen jeder Kleinigkeit in die Notaufnahme statt zum Hausarzt? Das treibt die Gesundheitskosten für alle in die Höhe, wie «Watson» berichtet.
Patienten bevorzugen andere Spitäler
Doch das Spital Affoltern am Albis steht unter finanziellem Druck: Vergangenes Jahr hat der Zürcher Regierungsrat beschlossen, es von der Spitalliste zu streichen. Lediglich im Bereich der Akutgeriatrie und der Palliativmedizin hat die Regierung dem Spital noch Leistungsaufträge zugesichert. Eine umfassende stationäre Grundversorgung gibt es nicht mehr.
Die Begründung: Das Spital Affoltern leiste keinen relevanten Beitrag zur Gesundheitsversorgung im Kanton. Auch Patienten aus der Region würden andere Spitäler vorziehen. Dieser Entscheid habe die Menschen verunsichert, sagt Lukas Rist, CEO des Spitals Affoltern: «Sie wussten nicht mehr, ob wir überhaupt noch einen Notfall haben. Darum haben wir uns für diese Informationskampagne entschieden.»
Andere Notaufnahmen sollen entlastet werden
Rist wehrt sich gegen den Vorwurf, die Flyer-Aktion werbe dafür, bei jeder Kleinigkeit in die Notaufnahme zu gehen: «Ich glaube eher, wir bewirken damit das Gegenteil: Wir informieren die Leute, dass es unsere Notfallstation gibt und dass wir kurze Wartezeiten haben – im Gegensatz zu den Notfallstationen von anderen Spitälern. Damit entlasten wir also andere, überlastete Notfälle.»
Gegenüber «Watson» sagt die Gesundheitsdirektion des Kantons Zürich, man habe von der Flyer-Aktion nichts gewusst. Grundsätzlich sei es sinnvoll, die Patienten über das Leistungsangebot der Spitäler zu informieren. «Aktionen, die isoliert die Bewerbung des eigenen Notfallangebots zum Ziel haben, erachten wir jedoch für wenig sinnvoll.»
Bis 2025 wird die Notfallstation im Spital Affoltern zwar weitergeführt. Was dann passiert, bleibt abzuwarten. (gs)