Gross ist die Trauer. Gross ist die Anteilnahme. Hunderte Menschen versammelten sich am Freitagmittag im Quartierpark Schütze im Zürcher Kreis 5. Kleine Kinder, Jugendliche, Erwachsene. Sie alle vereint die Trauer um den Jungen (†5), der bei einem Verkehrsunfall am Escher-Wyss-Platz ums Leben kam. Im Schulhaus, das hinter dem Park liegt, ging der Bub in den zweiten Kindergarten.
Die Wiese, auf der die Andacht stattfindet, ist nur wenige Gehminuten vom Unfallort entfernt. Die Anwesenden bilden einen grossen Kreis für den Kindergärtler, dessen Lebenskreis sich am Mittwoch viel zu früh schloss. In der Mitte steht eine Kerze. Die Menschen schweigen. Nach und nach schreiten Trauernde zur Mitte und deponieren Gegenstände um die Kerze herum. Stille. Nur der Regen ist zu hören.
Dann ergreift Alex Goetz (51), Präsident des Quartiervereins 5 Industrie, das Wort. Er bedankt sich bei den Anwesenden. Unter ihnen ist auch der Vater des tödlich verunfallten Jungen. Er wechselt ein paar Worte mit Goetz. Ebenso steht der Zürcher Stadtrat Filippo Leutenegger (70) auf der Wiese. «Es ist bewegend», sagt der Politiker nach der Gedenkrunde zu Blick. «Schön, dass so viele Menschen gekommen sind, um Anteil zu nehmen.» Zum Unglück selbst sagt er kurz und prägnant: «Das Schlimmste, was Eltern passieren kann.»
Bub war auf dem Weg in den Kindergarten
Tatsächlich: Was am Mittwochmorgen passierte, ist der schlimmste Albtraum, den man sich als Eltern vorstellen kann. Der fünfjährige Bub ist zu Fuss auf dem Weg in den Kindergarten. Doch dort kommt er nie an. Er lässt sein noch junges Leben bei einem Verkehrsunfall auf einem verzwickten Zürcher Verkehrsknotenpunkt, dem Escher-Wyss-Platz. Passanten finden den kleinen Jungen tot auf der Strasse.
Wie er zu Tode kam, ist weiterhin unklar. Die Öffentlichkeit wurde über den Unfallhergang noch nicht informiert. Es stehen zwei Autos sowie ein Lastwagen im Fokus der Ermittler. Die Polizei untersuchte ihre Verwicklung in den Unfall, befragte die Fahrer. Ob es sich um Fahrerflucht handelte, bleibt schleierhaft.
Auch wenn das den kleinen Jungen nicht mehr lebendig macht, werden nun Stimmen aus der Bevölkerung und der Lokalpolitik laut – sie fordern mehr Verkehrssicherheit am Escher-Wyss-Platz. «Doch heute ist nicht der richtige Tag, um darüber zu diskutieren», sagt Quartiervereinspräsident Alex Goetz. «Denn der heutige Tag soll im Zeichen der Trauer und des Abschieds stehen.» Es sei ihm sogar zu Ohren gekommen, dass es Ideen für Protestaktionen auf dem Escher-Wyss-Platz am Freitag gegeben habe. «Wir haben uns aber gegen allfällige Protestaktionen ausgesprochen.»
Die Bevölkerung wollte Abschied nehmen
Goetz legt am Freitag den Fokus auf den verstorbenen Jungen und den für ihn organisierten Abschied. «Es war das Bedürfnis der Bevölkerung, eine solche Gedenkrunde durchzuführen. Ich habe in den letzten Tagen viele E-Mails und Telefonate erhalten, mit der Frage, ob etwas organisiert werde.» Auch der Vater des Jungen habe sich nach dem Anlass bei ihm dafür bedankt, sagt Goetz.
Es habe ihn auch besonders gefreut, dass während der Gedenkrunde plötzlich Kinder zur Mitte des Kreises gingen, um Erinnerungsgegenstände hinzulegen, so der Quartiervereinspräsident. «Das war nicht geplant. Aber ich fand es sehr eindrücklich.» Ein Programm habe man absichtlich nicht vorgesehen: «Die Idee war schlicht ein stilles Abschiednehmen.»