Am Samstag verwandelt sich die Stadt Zürich zum grössten Dancefloor der Welt. Bunte Wagen ziehen durch die Strassen, fette Bässe werden aus den Boxen wummern, während Feierwütige in schrillen Outfits zu den elektronischen Klängen tanzen werden. Die Street Parade dürfte wieder über eine Million Menschen in die Limmatstadt locken – besonders nach zwei Jahren Coronapause.
Während die Vorbereitungen für die Megaparty seit Monaten auf Hochtouren laufen, freuen sich auch die Dealer über die Street Parade. Nicht nur die Musik versetzt viele Raver in Ekstase, sondern auch Drogen – abgesehen von Alkohol und Cannabis.
Es geht um harte Drogen. «Häufig werden Kokain, Ecstasy, Amphetamine und LSD konsumiert. Gerade an der Street Parade wird in der Regel viel MDMA in Form von Pillen genommen», sagt Dominique Schori (38), Teamleiter von Saferparty Streetwork, zu Blick.
Gleiches Aussehen, doppelte Menge Wirkstoff
Und oft ist zu viel MDMA in einer Pille. Schori zu Blick: «Viele enthalten 200 Milligramm MDMA und mehr. Das kann schnell gefährlich werden. Besonders, wenn man nicht weiss, was genau drin ist.» Da der Markt illegal ist, gleiche ein Kauf von solchen Pillen einer Lotterie.
Grundsätzlich gilt die Regel 1,5 Milligramm pro Körpergewicht bei Männern und 1,3 Milligramm bei Frauen. Alles darüber kann gefährlich werden. Das Tückische: Die Schwankungen sind enorm – auch wenn die Tablette vielleicht gleich aussieht.
Die Pillen-Produzenten nutzen verschiedene Logos. Automarken, Tiere, aber auch Comicfiguren. Darunter das Zeichen der Comicfigur «Punisher». Die Farbe der Pille: blau. Immer wieder taucht sie in Zürich auf. «Die Schwankungen hier sind enorm. Im November letzten Jahres enthielt die Tablette zum Beispiel 271,9 Milligramm MDMA. Im März dieses Jahres dagegen 166 Milligramm. Also einmal fast doppelt so viel», erklärt der Saferparty-Sprecher.
«Wer macht die stärksten Pillen?»
Wieso die Pillen-Produzenten überhaupt so viel Wirkstoff verwenden, ist unklar. Es gibt mehrere Theorien. «Möglicherweise liegt es daran, dass die Produktion einfacher geworden ist und sich MDMA besser synthetisieren lässt. Zudem minimieren Schmuggler das Risiko, wenn sie weniger Pillen mit mehr Wirkstoff über die Grenzen bringen.»
Dann sei eine Pille aber auch nicht mehr für eine Person gedacht. Das wüssten auch die Dealer und präparieren die Pillen dementsprechend. «Die Tabletten sind dann perforiert und lassen sich einfach in mehrere Teile brechen. Sicher spielt aber auch der Konkurrenzkampf unter den Dealer eine Rolle: Wer macht die stärksten Pillen?»
«Keine Drogenexperimente»
Damit die Megaparty trotz Drogen nicht in einer Tragödie endet, wird Saferparty Streetwork vor Ort sein. Mit Beratung und Infos rund um das Thema Drogen. Und besonders wichtig: Substanzanalyse. Anders gesagt: Drogen-Check. Damit die Raver wenigstens wissen, worauf sie sich einlassen.
Daneben hat Schori im Vorfeld einen klaren Appell: «Keine Drogenexperimente». Das heisst, man solle, wenn man schon zu Substanzen greift, keine einnehmen, die man nicht kennt. «Es wird heiss, getanzt und oft zu selten Wasser getrunken. Das bedeutet ohnehin Stress für den Körper. Sollte man Drogen nehmen, raten wir dringend dazu, genügend Wasser zu trinken sowie Mischkonsum, insbesondere mit Alkohol, möglichst zu vermeiden.»