Während die Omikron-Welle in der Schweiz auftrifft, sind die Kapazitäten der intensivmedizinischen Betten in mehreren Kantonen bereits stark am Limit. Der Luzerner Gesundheitsdirektor Guido Graf (63) warnte am Dienstag eindringlich: «Die Triage ist absehbar.» Und forderte: Es brauche dringend strengere Massnahmen.
Auch in den Kantonen Solothurn, Zürich und Freiburg sind über 90 Prozent belegt. Allen voran Solothurn, hier ist ein einziger Platz frei, obwohl das Kantonsspital Olten und das Bürgerspital gerade die Corona-Stationen erweitert haben.
Wie Sprecher Oliver Schneider von der Solothurner Spitäler AG schreibt, konnten trotzdem noch alle dringlichen Eingriffe durchgeführt werden. Aber: «Wahleingriffe werden in Absprache mit den Patientinnen verschoben.»
Dringende OPs verschoben
Anders im Kanton Zürich. Ronald Alder (52), stellvertretender Geschäftsleiter des Verbands Zürcher Krankenhäuser, sagt zu Blick: «Es müssen bereits auch dringliche Operationen verschoben werden. Aktuell haben wir 18 freie Plätze auf Intensivstationen. Das ist sehr wenig.»
Von 190 zertifizierten Intensivplätzen sind 57 von Covid-Patienten besetzt, also ein Drittel, und das bei steigender Tendenz. 85 Prozent davon sind ungeimpft. Wie auch die Luzerner Kollegen ruft Alder darum zum Impfen auf. «Vor einem Jahr blieb nur der Lockdown als Mittel gegen den Kollaps. Jetzt haben wir die Impfung.»
Notfallversorgung ist gesichert
Trotzdem, Alder versichert, dass die Notfallversorgung gewährleistet ist und dass bis jetzt keine Triagen durchgeführt werden. «Wer krank ist, soll unbedingt zum Arzt. Es darf nicht sein, dass noch mehr Patienten mit schweren Krankheiten sterben, weil sie sich wegen Corona nicht melden. Bitte nicht zögern und die 144 anrufen!»
Im Kanton Freiburg haben die Spitäler bereits seit einem Monat die Covid- Expertengruppe wieder zusammengetrommelt. Aktuell sind laut BAG-Statistik 95,7 Prozent der Intensivbetten besetzt. «Noch mussten wir keine Triagen im eigentlichen Sinn durchführen, schreibt Sprecherin Priska Rauber. Aber auch hier: «Wir mussten dringliche Operationen verschieben.»
Grosse Solidarität
Dass trotz der hohen Auslastung der Intensivstationen die Spitäler noch funktionieren, ist der grossen Solidarität unter den Institutionen zu verdanken. So hat zum Beispiel der Kanton Zürich eine Datenbank, in der zweimal täglich die freien Intensivplätze eingetragen werden. Die Spitäler und auch die Rettungsdienste können somit immer dort für eine Einweisung nachfragen, wo noch freie Plätze sind.