Der Zuger Anwalt Christian Gärtner (57) hat erfolgreich gegen eine Radarbusse angekämpft. Dies, weil bei ihm erwiesenermassen das sogenannte Ausrichtbild in den polizeilichen Akten der Kantonspolizei Zürich fehlte. Er vermutet nun, dass auch 212 andere Autofahrer zu Unrecht eine Busse erhalten haben und das Geld zurückerhalten sollten, wie er Blick erzählte. Der Anwalt möchte ihnen dabei helfen.
Erstes Resultat: Schon nach wenigen Stunden füllt sich das digitale Postfach von Gärtner! «Es haben mir ganz viele Menschen geschrieben, über die verschiedensten Kanäle», sagt der Anwalt auf Nachfrage von Blick. Wie viele sich bisher bei ihm gemeldet haben, die damals auch geblitzt wurden und jetzt Hilfe möchten, wisse er noch nicht. «Dazu ist mein Postfach zu voll. Ich denke, dass ich anfangs nächste Woche das meiste gesichtet habe und dann mehr weiss.»
Geschwindigkeit «nicht mit rechtsgenügender Sicherheit nachgewiesen»
Gärtner hatte gegen seinen Strafbefehl Einsprache erhoben und in den Akten festgestellt, dass das Ausrichtbild fehlt. Der Statthalter des Bezirks Affoltern ZH hatte das Verfahren daraufhin bei Gärtner eingestellt und sagte zu Blick: «Weil somit nicht sicher ist, ob die Messanlage im Verlauf der Messdauer verschoben wurde, steht auch das Messergebnis nicht zweifelsfrei fest.» Deshalb könne eine Geschwindigkeitsüberschreitung nicht mit rechtsgenügender Sicherheit nachgewiesen werden.
Dann fand Gärtner zudem heraus, dass in jener Mai-Woche im Jahr 2022 an derselben Stelle in Rifferswil ZH noch 212 weitere Fahrzeuge geblitzt wurden. Und war bald der Meinung: «Auch diese Bussen müssten eingestellt und das Geld zurückbezahlt werden.» Die Kapo Zürich jedoch fand gegenüber Blick, sie habe korrekt gehandelt.
Lambo-Farbe für seine Tochter
«Die meisten Leute freuen sich, dass ich mich gegen die Polizei und den Statthalter gewehrt habe», ergänzt Gärtner. Auch, dass er nun den anderen mutmasslich zu Unrecht Gebüssten helfen möchte. «Natürlich gibt es auch Menschen, die mich blöde anmachen und mir schreiben, was das solle, ich sei ja eh zu schnell gefahren», so Gärtner. Fakt sei jedoch, dass das Messergebnis nicht zweifelsfrei feststehe. Er weiss auch: «Es ist mir schon klar, dass ich mit meinem pinken Lamborghini polarisiere. Doch auch die Polizei muss sich an Regeln halten!»
Und damit die Frage zur Farbwahl auch gerade beantwortet sei, sagt Gärtner: «Es war meine siebenjährige Tochter Nina, die aus dem Lambo eigentlich ein regenbogenfarbenes Einhorn machen wollte.» Das habe er natürlich nicht tun können, aber: «Ihre Lieblingsfarbe konnte ich ihr dafür am Auto erfüllen.»