Vergangene Woche sagte der Leiter des Zürcher Amtes für Gesundheit, Peter Indra, im ZDF-Beitrag zu den Corona-Skeptikern, «eine gutmütige Diktatur» sei in einer Pandemie im Grunde genommen «eine gute Art und Weise, um die Pandemie zu bewältigen.»
Bis heute fliegt ihm seine Wortwahl um die Ohren. Auf Twitter wird der Impfchef der Vorsteherin der Gesundheitsdirektion, Natalie Rickli (44), hart kritisiert. «Eine gutmütige Diktatur gibt es nicht», schreibt ein User. «Chef des Zürcher Amtes für Gesundheit, macht das Wort ‹Diktatur› tatsächlich wieder salonfähig!», schreibt eine Skeptikerin.
«Gehts eigentlich noch?», empört sich ein anderer Kommentierer. «Interessante Wortwahl. Klingt wie ‹liebevolle Vergewaltigung› oder ‹gerechter Krieg›», ist in einem weiteren Post zu lesen.
Journalisten bedrängt und beschimpft
Was war los? Ein Team des deutschen TV-Senders ZDF hat am 25. September eine Corona-Demo in Uster ZH begleitet und mit Personen aus der Szene gesprochen. Es ging auch um Fragen zur Impfung.
Eine Frau in der Tracht der «Freiheitstrychler» bezeichnete die Covid-Impfung als «Gentherapie». Nach einem Interview mit dem «Massvoll»-Aushängeschild Nicolas Rimoldi wurde die Stimmung gegenüber den Journalisten immer feindseliger. (Blick berichtete) Das ZDF-Team sei «beschimpft, bedrängt und behindert» worden, heisst es im Nachgang der Reportage in einer Mitteilung.
«Es braucht zentralistische Entscheide»
Auch Peter Indra kommt im knapp siebenminütigen Video kurz zu Wort. Er spricht von der «gutmütigen Diktatur», die in einer Pandemie die beste Regierungform sei. Und er plädiert – angesichts der im westeuropäischen Vergleich tiefen Impfquote in der Schweiz – für mehr Druck auf Ungeimpfte.
«Manchmal braucht es auch zentralistische Entscheide, die umgesetzt werden», sagt er. Als der Beitrag letzte Woche dann ausgestrahlt wird, geht es los mit dem Shitstorm.
Am Dienstag wird Indras Wording auch in der SRF-Sendung Club wieder zum Thema. Der Bündner Künstler Linard Bardill (64), der zu Gast ist, sagt: «Wenn Herr Indra sagt, er finde, es brauche für die Pandemiebekämpfung eine gemütliche Diktatur, dann ist das für mich nicht wahnsinnig sensibel.» Dass Indra dafür kritisiert werde, sei «zu Recht», findet Bardill.
«Würde Aussage nicht mehr so machen»
Patrick Borer, Sprecher der Gesundheitsdirektion, erklärt gegenüber Blick den Zusammenhang im Interview: «Bei der Frage ging es darum, ob es bei der Bewältigung der Pandemie sinnvoll sei, den Föderalismus hochzuhalten oder nicht.»
Mit der Antwort habe Indra versucht aufzuzeigen, «dass es in einer Krise dieser Dimension, die weltweit und grenzüberschreitend ist, vom Bund gesteuerte Entscheide braucht, die im Einklang mit den Kantonen stehen, die aber schweizweit gleich umgesetzt werden müssen, damit übergeordnete Ziele erreicht werden können.» Das sehe das Schweizer Epidemiengesetz auch so vor.
Indra selbst nimmt im Blick ebenfalls Stellung zur Kritik: «Ungeachtet dessen, dass meine Aussage aus dem Kontext gerissen wurde, war meine Wortwahl unglücklich und nicht korrekt. Ich würde diese Aussage nicht mehr so machen. Ich wollte lediglich aufzeigen, dass für eine wirksame Pandemiebewältigung bestimmte Massnahmen schweizweit gelten und durchgesetzt werden sollten.»