In Glattfelden ZH steht die Bevölkerung unter Schock. Am Mittwoch, kurz nach 21 Uhr, wurde die Kantonspolizei Zürich von Anwohnern über einen Streit in einer Wohnung zwischen einem Mann und einer Frau informiert. Die Polizisten trafen auf einen Mann, der ein Messer in der Hand hielt. Erst nach dem Einsatz eines Destabilisierungsgeräts – auch Taser genannt – konnte er festgenommen werden.
Die schwer verletzte Frau wurde durch ein Ambulanzteam in ein Spital gebracht. Nach den bisherigen Erkenntnissen, so die Polizei, dürfte die 22-jährige Schweizerin im Rahmen einer Auseinandersetzung mit einer Stichwaffe verletzt worden sein. Der mutmassliche Täter, ein 23-jähriger Rumäne, wurde der Staatsanwaltschaft zugeführt.
Sie flüchtete mit Kind durchs Treppenhaus
Jetzt zeigen Recherchen von Blick: Beim Opfer handelt es sich um Biserka T.*. Sie soll erst seit wenigen Monaten im betroffenen Mehrfamilienhaus gewohnt haben – mit ihrem kleinen Kind. Der mutmassliche Täter soll ihr Freund sein. «Ich weiss nicht, ob das Kind von ihm ist», sagt Nachbar B. S.** (39). Doch er weiss, was sich an jenem Abend abgespielt hat – und erzählt es Blick.
«Ich war zu Hause und habe gehört, wie das Paar gleich oben von mir in der Wohnung herumschrie. Ich habe nicht genau gehört, was», so B. S. Es sei nicht das erste Mal gewesen. Er habe sich jeweils «nicht viel dabei gedacht». Dieses Mal sei er jedoch ins Treppenhaus, um zu sehen, was los ist. «In dem Moment rannten beide das Treppenhaus hinunter.» Biserka T. mit ihrem Kind im Arm vornweg, ihr Freund hinterher. «Ein Messer habe ich bei ihm nicht gesehen», sagt der Nachbar weiter. Er habe erst später davon gehört.
Dem Vater des Opfers «geht es gar nicht gut»
B. S. sagt, er sei dann auf den Balkon gegangen. Da habe er draussen die Polizei gesehen – ein anderer Nachbar hatte bereits Alarm geschlagen. B. S.: «Ich bin dann das Treppenhaus runter.» Auf dem Weg habe er die Polizei «Stopp, Polizei!» rufen hören. Ein anderer Zeuge will noch «Messer weg!» gehört haben. Offensichtlich hat der mutmassliche Täter nicht gehorcht und wurde deshalb mit einem Taser kampfunfähig gemacht. «Als ich rauskam, habe ich nur noch gesehen, wie die Polizisten ihn am Boden fixiert hatten.»
Und das Opfer? «Sie war vorn an der Strasse und wurde von einem Krankenwagen weggebracht», sagt B. S. Ihr Kind sei später von einer Frau betreut worden. Der Nachbar sagt, er kenne den Vater des Opfers. «Ich habe ihn angerufen, da er gerade in Serbien ist, und ihm alles erzählt. Es ging ihm psychisch gar nicht gut, als er hörte, was passiert war.» Es sei merkwürdig, «dass so etwas gerade hier passiert ist», sagt der Nachbar betroffen.
Im Umfeld des Paars ist zu hören, dass der Rumäne keiner Arbeit nachgehen, ein Problem mit Drogen haben und oft aggressiv gewesen sein soll. Und: Die Frau soll dennoch hinter ihm gestanden haben. Warum er mutmasslich auf seine Freundin einstach, ist noch unklar. Der genaue Tathergang ist Gegenstand der laufenden Ermittlungen der Polizei und der Staatsanwaltschaft.
* Name geändert
** Name bekannt