Ein vermummter Mann zeigt in einem Video vor einem frisch ausgehobenen Grab mit einer schallgedämpften Pistole auf ein Schild. Darauf zu lesen: der Name eines Zürcher Immobilienhändlers. Versendet wurde das Video von einer unbekannten Nummer mit bosnischer Vorwahl.
Die Aufnahme ist ein Beweis dafür, mit welch skrupellosen Methoden zwielichtige Geschäftsleute in der Schweiz vorgehen. Mit einer Reihe von Einschüchterungsversuchen wollten ein Geschäftsmann und seine Komplizen von dem Immobilienhändler und weiteren Personen Geld erpressen.
Drohungen aus Bosnien
Schon vor Versand des brisanten Videos hatten muskelbepackte Männer den Immobilienhändler zu einer «Einigung» und der Zahlung von Geld bewegt. Das geht aus einer Anklageschrift der Zürcher Staatsanwaltschaft hervor, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet. Hinter den Einschüchterungsversuchen soll eine Gruppe stecken, deren Mitglieder teilweise aus dem Balkan und aus Frankreich kommen.
Die in ihrem Umfeld als «Bodyguards» bezeichneten Männer wollten vom betreffenden Immobilienhändler ursprünglich 13 Millionen Franken kassieren. Bei mehreren Treffen bekamen sie jedoch nur 58'000 und 8000 Franken ausgehändigt. Einen Teil der Gelder gaben sie an den Geschäftsmann weiter.
Er ist der Hauptbeschuldigte in dem Verfahren, das am Dienstag vor Gericht verhandelt wird. Er ist laut «Tages-Anzeiger» in den Bereichen Lebensversicherung, Immobilien und Konsumkredite tätig.
Der Immobilienhändler ist nicht die einzige Person, die mit mehr als fragwürdigen Methoden unter Druck gesetzt wurde. So erhielt ein Vermögensverwalter einen Briefumschlag aus Bosnien. Darin: ein mit den Initialen des Vermögensverwalters beschrifteter Miniatur-Sarg aus Pappe. Acht Millionen Franken sollte der Vermögensverwalter zahlen. Von den Drohungen liess sich das mutmassliche Erpressungsopfer nicht einschüchtern und erstattete Anzeige.
Erpresster Immobilienhändler dreht den Spiess um
In einem weiteren Fall sollte ein anderer Vermögensverwalter 5 Millionen Franken aufbringen. Zwei «Bodyguards» tauchten in seinem Büro in Zürich auf. Einer stellte sich als «Momo aus Paris» vor und forderte das Geld – sonst werde etwas Schlimmes passieren. Der Vermögensverwalter leistete die Zahlung nicht, anders als ein Schuldner, der sich von den Muskelmännern zu einer «Zahlungsvereinbarung» drängen liess.
Dem beschriebenen Immobilienhändler gelang es überraschenderweise, die vermeintlichen Sicherheitsleute auf seine Seite zu ziehen. Das Blatt wendete sich. Der frühere Erpresste und die «Bodyguards» setzten den beschuldigten Geschäftsmann unter Druck, indem sie ihm eine Falle stellten.
Geschäftsmann lagerte Waffen
Sie drehten ihrerseits ein Video, in dem ein Muskelpaket vorgibt, den Immobilienhändler anzugreifen. Ein anderer Sicherheitsmann schreitet ein und der Immobilienhändler bringt sich in Sicherheit. Es sollte als angeblicher Beweis für die kriminellen Machenschaften des Geschäftsmannes dienen. Anschliessend forderte das Trio um die zwei Millionen Franken von dem Geschäftsmann. Womit sie nicht gerechnet hatten: Die Polizei observierte die ganze Rache-Aktion. Festnahmen und Verfahren folgen. Bei dem Geschäftsmann finden die Ermittler mehrere Waffen.
Die Zürcher Staatsanwaltschaft hat im abgekürzten Verfahren für den Geschäftsmann eine bedingte Freiheitsstrafe von neun Monaten und für einen der «Bodyguards» wegen mehrfacher Erpressung eine Strafe von zwölf Monaten bedingt beantragt. (nad)