650'000 Franken «nicht in Ordnung»
Elmar Ledergerber schaltet sich in den Fall Rodriguez ein

Der Druck auf den Zürcher Beamten steigt: Der ehemalige Stapi kritisiert die Entschädigung für seinen Genossen. Und die SVP fordert von Roberto Rodriguez via Petition, auf die 650'000 Franken zu verzichten.
Publiziert: 24.07.2021 um 18:04 Uhr
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Aktualisiert: 24.07.2021 um 18:26 Uhr
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Seine Abgangsentschädigung erhitzt die Gemüter: Der Zürcher SP-Politiker Roberto Rodriguez.
Foto: PD
Reza Rafi

Irgendwie hat die Sache etwas Beruhigendes: In einem SP-Funktionär aus den Tiefen der rot-grünen Zürcher Bürokratie steckt letztlich auch nur ein Homo oeconomicus. So wird das Menschenbild des Nutzenmaximierers genannt, das man aus den Wirtschaftswissenschaften kennt. Roberto Rodriguez, der Präsident eines städtischen Schulkreises, kündigt seine Position im Alter von 56 Jahren – just zu jenem Zeitpunkt, an dem er fast die höchstmögliche Entschädigung vom Staat erhält: 650'000 Franken, dreieinhalb Jahressaläre. Dazu kommt, dass er sich für seinen neuen Job, den des Schulleiters, gleich von seiner eigenen Behörde ernennen liess.

Seit der Fall via «Tages-Anzeiger» an die Öffentlichkeit gelangte, gehen die Wogen hoch. Vor allem, weil Rodriguez als Reaktion nicht etwa auf das Geld verzichtet, sondern auf die Stelle des Schulleiters. Juristisch ist ihm nichts vorzuwerfen, moralisch allerdings steht er in Bedrängnis.

SVP greift zum SP-Wort «Abzocke»

Ob Rodriguez wird standhalten können, bleibt abzuwarten – zumal der politische Druck weiter steigt: Die Stadtzürcher SVP lanciert eine Petition an den SP-Mann mit der Forderung, dass dieser auf die «masslose» Summe verzichten soll («So nicht, Herr Rodriguez»).

Mauro Tuena, Präsident der städtischen SVP, redet von «Abzocke», ein Wort, das sonst von Rodriguez' Partei benutzt wird. «Er verlässt seinen Job ja freiwillig. Er wird mit seinem Beziehungsnetz sicherlich einen guten Job finden.»

Grosszügigkeit ja, aber nicht so

Sperrfeuer von der Gegenseite ist das eine. Nun äusserst sich aber auch Elmar Ledergerber zur Angelegenheit. Der Sozialdemokrat war von 2002 bis 2009 Zürcher Stadtpräsident und damit Vorgänger von Genossin Corine Mauch. Er kenne den konkreten Fall zwar nicht, sagt er zu SonntagsBlick. «Aber eine Abgangsentschädigung von dreieinhalb Jahreslöhnen finde ich grundsätzlich nicht in Ordnung.» Eine gewisse Grosszügigkeit solle man allerdings walten lassen, so der Ex-Stapi weiter, «weil diese Personen vielfach auf andere berufliche Möglichkeiten verzichten». Wichtig finde er, «dass alle gleich behandelt werden».

Tuena stösst besonders das Timing von Rodriguez' Coup sauer auf. «Viele Firmen kämpfen wegen Corona ums nackte Überleben. Etliche Angestellte haben ihren Job verloren und kaum Geld zum Durchkommen. Es ist ein blanker Affront diesen Menschen gegenüber», sagt er zum SonntagsBlick, «also die Leute, für die die SP doch einstehen will». Sich gerade jetzt so kräftig bei den Steuergeldern zu bedienen, sei darum «höchst unanständig». Anfang Woche wird die Aktion online aufgeschaltet. Man sei laut Tuena auch daran, Mittel für Papierbögen zu sammeln.

Der Angeschossene selbst ist abgetaucht. Affaire à suivre.

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