Ex-Oberst und neuer FDP-Präsident in Zug schickte Panzer auf Pausenplatz
«Hätte auch nur im Klassenzimmer referieren können»

Ein Panzer auf dem Pausenplatz einer Zuger Primarschule hat international für Schlagzeilen gesorgt. Der Organisator der Schulstunde ist jetzt kantonaler FDP-Präsident.
Publiziert: 07.04.2024 um 17:53 Uhr
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Aktualisiert: 07.04.2024 um 18:24 Uhr
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Militärfahrzeuge vor der Primarschule Kirchmatt in Zug.
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Andreas SchmidInlandredaktor

Für Schulstunden zur Armee, die er selbst organisiert hatte, liess Daniel Gruber, Vater einer Achtjährigen, am Mittwoch vor Ostern einen Radschützenpanzer, ein Sanitäts- und ein Geländefahrzeug auf den Pausenplatz der Primarschule Kirchmatt in Zug rollen. Der Anlass galt dem Thema «Berufe» und sorgte bis nach Deutschland für Schlagzeilen. Bild.de titelte: «Vater schickt Panzer auf den Pausenhof.»

Aktion führte zu heftiger Kontroverse

Gruber, Oberst ausser Dienst, provozierte damit eine heftige Kontroverse. Er sei überzeugter Milizsoldat, rechtfertigte sich der einstige Präsident der Offiziersgesellschaft des Kantons Zug. Deshalb habe er über ehemalige Dienstkollegen den Anschauungsunterricht mit ein paar Fahrzeugen für die Klasse seiner Tochter organisiert. «Auf dem Dienstweg», wie er betont. «Ich finde es gut, wenn eine positive Stimmung für die Armee geschaffen werden kann.»

Dass Sieben- bis Zwölfjährige auf Militärfahrzeugen herumklettern und mit Geschützen hantieren, sahen nicht alle so positiv. Das städtische Bildungsdepartement verfügte denn auch, dass der Einsatz und die Demonstration von Schusswaffen an den Zuger Stadtschulen künftig nicht mehr erlaubt sind. Vorsteher Etienne Schumpf, ein Freisinniger wie Gruber, betont aber, dass «Informationsveranstaltungen zu Polizei, Feuerwehr und Militär bei Kindern auf grosses Interesse und viel Begeisterung stossen». Bei sensiblen Themen aber müssten die Schulleitungen ab sofort Rücksprache mit dem Rektorat nehmen.

Politische Propaganda ist der Armee verboten

Dass eine Privatperson Militärfahrzeuge ordern konnte, erklärt Armeesprecher Mathias Volken so: «Die Präsentation war vorgängig mit dem zuständigen Kommandanten abgesprochen.» Kleinere Anlässe könnten auf dieser Stufe bewilligt werden. Zudem sei der Aufwand für die eingesetzten Soldaten «relativ gering» gewesen, denn die Truppe habe sich an diesem Tag ohnehin von Zürich in die Zentralschweiz verschoben, führt Volken aus. «Grundsätzlich darf sich die Armee der Bevölkerung präsentieren, das ist auch an Schulen zulässig.» Es müsse allerdings sachlich, objektiv sowie informativ erfolgen und dürfe niemanden in Schrecken versetzen. Politische Propaganda sei der Armee verboten.

Volken verweist im Übrigen darauf, dass auch Präsentationen im Zusammenhang mit grösseren Projekten möglich sind. «Auf Anfrage steht die Armee für Referate an Bildungsinstitutionen zur Verfügung.» Ein eigener Fachbereich organisiert beispielsweise Auftritte an Berufsmessen. Allein in diesem Jahr präsentiert sich die Armee an rund 20 Veranstaltungen, von der Zürcher Bildungsmesse über das Schwingfest in Appenzell bis zum Rettungstag Winterthur.

Anschauungsmaterial interessanter als simples Referat

Auf die Aktion an der Primarschule in Zug hatten manche mit Unverständnis reagiert. Leserbriefschreiber kritisierten etwa, dass Kinder mit Kriegsmaterial konfrontiert worden seien und angeblich auch damit spielen durften.

Daniel Gruber betont, ihm sei es ein Anliegen, den Kindern die Armee näherzubringen, weil sie oft falsch und schlecht dargestellt werde: «Ich hätte auch nur im Klassenzimmer referieren können.» Doch mit echten Fahrzeugen sei es anschaulicher und relevanter, als Bub habe er solche Erlebnisse jeweils grossartig gefunden.

In der letzten Woche wurde der Initiant der schulischen Panzerpräsentation zum FDP-Präsidenten im Kanton Zug gewählt.

Dass er nun weit über die Region hinaus bekannt geworden ist, hat ihm dabei nicht geschadet. 


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