Mehr Einbürgerungsgesuche – jetzt muss mehr Personal ran
Russen bringen Zuger Zivilstandsamt ans Limit

Das Zuger Zivilstandsamt ist überlastet. Das hat einen Grund: Russische Einbürgerungsgesuche sind zuletzt stark angestiegen. Der Kanton bewilligt eine zusätzliche Stelle zur Bewältigung der Arbeitslast.
Publiziert: 06.12.2024 um 18:19 Uhr
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Aktualisiert: 06.12.2024 um 20:16 Uhr
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Russische Staatsbürger reichen seit 2022 deutlich mehr Einbürgerungsgesuche im Kanton Zug ein. (Symbolbild)
Foto: Keystone

Auf einen Blick

  • Zuger Zivilstandsamt überlastet: Mehr russische Einbürgerungsgesuche seit Ukraine-Krieg
  • Änderung im Bürgerrechtsgesetz könnte Anstieg der Gesuche zusätzlich befeuert haben
  • 2023 wurden 30 Russen eingebürgert
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Marian NadlerRedaktor News

Das Zivilstandsamt des Kantons Zug kommt an seine Grenzen. Das geht aus dem Budget für kommendes Jahr hervor, welches Ende vergangener Woche im Kantonsrat thematisiert wurde. Der Bericht der Staatswirtschaftskommission zeichnet ein ähnliches Bild, wie das Newsportal Zentralplus berichtet.

Der Tenor: Es braucht mehr Personal. Das Parlament bewilligte flugs die Schaffung einer befristeten 80-Prozent-Stelle. 

So weit, so normal. Nur: Der Grund, weshalb mehr Personal nötig ist, verblüfft. 

Anstieg seit 2022

Die Zahl der Einbürgerungsgesuche von russischen Staatsbürgern ist markant angestiegen, wie die Zuger Direktion des Innern gegenüber Zentralplus bestätigt. Vor Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine im Jahr 2022 bewegte sich die Zahl zwischen 7 und 21 Gesuchen pro Jahr. Nun sind allein in diesem Jahr 38 Anträge in Bearbeitung. Ein Gesuch kann dabei auch für mehrere Personen gestellt werden.

Insgesamt wurden im Jahr 2023 im Kanton Zug rund 800 Personen eingebürgert. 30 der eingebürgerten Personen waren Russen.

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Doch nicht nur der Ukraine-Konflikt könnte den Schub bei den Einbürgerungsgesuchen befeuert haben, auch eine Änderung im Bürgerrechtsgesetz könnte eine Rolle gespielt haben, die im Sommer vom Kantonsrat beschlossen wurde. Sie tritt Anfang 2025 in Kraft und erschwert die Einbürgerung.

Bearbeitung dauert im Schnitt zwei Jahre

Der Kanton zieht die Zügel an – etwa bei den Sprachkenntnissen der Einbürgerungswilligen. Neu müssen Ausländer Deutsch auf Stufe B2 sprechen und auf Niveau B1 schreiben können. Das zwingt die Russen, schnell zu handeln. «Während Krisen wie der Corona-Pandemie oder dem Krieg in der Ukraine sowie vor Änderungen am Bürgerrechtsgesetz stellen wir regelmässig mehr Gesuche fest», fasst die Zuger Direktion des Innern gegenüber dem Nachrichtenportal zusammen. 

Ein Einbürgerungsgesuch kann komplex werden – und sich auch über einen längeren Zeitraum ziehen. Die Zahl der bewilligten Gesuche stimmt dabei nicht immer mit den eingereichten Anträgen überein. Laut Kanton dauert die Bearbeitung im Schnitt zwei Jahre. 2023 wurden 24 neue Gesuche von russischen Staatsangehörigen eingereicht, bewilligt wurden jedoch 31, was auf noch ausstehende Verfahren aus früheren Jahren hindeutet. 

Übrigens: Das Staatssekretariat für Migration (SEM) gleicht die Einbürgerungsgesuche mit den Sanktionslisten ab. Unterstützer von Putins Krieg in der Ukraine sollten also keine Chance auf den roten Pass haben. 

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