Auf einen Blick
- Demokratie-Initiative eingereicht: Erleichterung der Einbürgerung gefordert
- Rund ein Viertel der Einwohner in der Schweiz hat keinen roten Pass
- Für Einbürgerungstests muss man einiges auf dem Kasten haben
Rund ein Viertel der Einwohnerinnen und Einwohner in der Schweiz hat keinen roten Pass. Das sind fast 2,5 Millionen Menschen – und obwohl etwa die Hälfte von ihnen die Voraussetzungen für das Bürgerrecht erfüllt, lassen sich jährlich nur rund 40'000 Personen einbürgern. Für die Aktion Vierviertel ist klar: Die Hürden für die Einbürgerung sind zu hoch.
Heute hat sie deshalb die Unterschriften für die Demokratie-Initiative bei der Bundeskanzlei eingereicht. Sie will den Weg zum Schweizer Pass erleichtern. Dieser sei heute teils «willkürlich und schikanös». Nur noch objektiv messbare Kriterien sollen geprüft werden. Fünf Jahre Aufenthalt, sprachliche Grundkenntnisse und keine schwerwiegenden Straftaten – das soll genügen.
«Wofür steht die Street Parade?»
Wer heute Schweizer oder Schweizerin werden will, muss tatsächlich einiges auf dem Kasten haben. Wie viel, kann je nach Wohnort sehr unterschiedlich sein, denn auch Kantone dürfen mitreden. Nebst Kriterien wie Dauer des Aufenthalts oder finanzielle Unabhängigkeit prüfen diese mit eigenen Fragenkatalogen, ob jemand in der Schweiz integriert ist.
Wer etwa Zürcher werden will, muss Bescheid wissen, wie gross die Landwirtschaftsfläche im Kanton ist (1) oder wofür die Street Parade in Zürich steht (2). Auch nationales Wissen ist wichtig: Etwa, wie der grösste Zirkus der Schweiz heisst (3) oder welche Organisation Henry Dunant (1828-1910) in Genf gegründet hat (4). Diese Fragen sind Teil des Übungstests auf der Kantonswebseite. Beantwortet werden sie im Multiple-Choice-Format. Hätten Sie die Lösungen gewusst? Diese finden Sie unten im Text.
Auch im Kanton Aargau werden Anwärter auf Herz und Nieren geprüft. Man muss wissen, wie viele Vertreter der Aargau im Nationalrat zählt (5), welcher Bezirk am meisten Einwohnerinnen und Einwohner hat (6) und wie viele Personen durchschnittlich in einer Aargauer Gemeinde leben (7).
Fellfarbe und Trainerhosen
Das letzte Wort im Einbürgerungsprozess haben schliesslich die Gemeinden. In mündlichen Anhörungen dürfen sie erneut Fragen an Bewerber stellen.
Ihre Ermessensfreiheit darüber, ab wann eine Person als integriert gilt, trieb auch schon seltsame Blüten. Die Lokalzeitung «Freier Schweizer» hat vergangenes Jahr eine Mehrheit der Fragenkataloge von Schwyzer Gemeinen erhalten. In Oberiberg SZ musste man etwa den Begriff «Chlefäli» (ein Rhythmusinstrument aus Holz) und «Oberällmiger» (Mitglieder der Oberallmeindkorporation Schwyz) erklären. Ausserdem sollte man wissen, wie die lokale Guggenmusik heisst, und die häufigsten Nachnamen kennen.
Entsprechend kleinkrämerisch sind auch Ablehnungsgründe von Gesuchen schon ausgefallen: Hamdi Halili wurde der Schweizer Pass 2016 verwehrt, weil sich Ortsbürger der Gemeinde Bubendorf BL unter anderem daran störten, dass Halili in Trainerhosen durchs Dorf lief.
Lösungen:
1) 41 Prozent
2) für Liebe, Friede, Freiheit, Grosszügigkeit und Toleranz
3) Zirkus Knie
4) das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK)
5) 16
6) Bezirk Baden
7) zwischen 3000-3400