IT-System des Bundes lernt das «-ić»
Einbürgerung geht jetzt ohne Umtaufe

Bald muss bei der Einbürgerung nicht mehr umgetauft werden, denn das IT-System des Bundes kennt neu auch osteuropäische Sonderzeichen. Während sich einige auf die Änderung freuen, haben sich andere an die eingeschweizerte Version ihres Namens gewöhnt.
Publiziert: 29.06.2024 um 12:55 Uhr
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Aktualisiert: 29.06.2024 um 14:04 Uhr
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In Tausenden Schweizer Pässen steht der Name falsch drin. Das IT-System des Bundes kennt nämlich viele osteuropäische Sonderzeichen nicht.
Foto: Keystone
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Céline ZahnoRedaktorin Politik

Aleksandra Zdravkovic (38) heisst mit Nachnamen eigentlich Zdravković. Im Schweizer Pass der Kampagnen- und Projektleiterin der SP Schweiz steht allerdings kein Strichli über dem letzten c – das sogenannte «Akut» fehlt. So wie bei Zdravković steht bei Tausenden Schweizerinnen und Schweizern ein falsch geschriebener Name im Pass. Der Grund: Das veraltete IT-System der Bundesverwaltung kann in Osteuropa gebräuchliche Sonderzeichen nicht erfassen.

Bekannt ist das schon lange. SP-Parteipräsident Cédric Wermuth (38) hat 2016 einen Vorstoss eingereicht. Ändern liess sich die Praxis allerdings nicht so schnell. Dafür musste nämlich nicht nur das Personenstandsregister des Justizdepartements vom Bund angepasst werden, sondern auch die Datenbanken der Kantone und Gemeinden.

Ab 11. November ist es nun endlich so weit, wie der Bundesrat am Mittwoch bekannt gab. Dann geht nämlich das neue System Infostar NG in Betrieb.

Müller schreibt man nicht mit «U»

Zdravković freut sich über die neue Möglichkeit und wird ihren Namen im Pass sicher ändern lassen. Sie unterschreibt meistens mit dem Akut, auch wenn er von anderen oft falsch geschrieben wird. «So ist der Name halt. Müller würde man auch nicht mit einem u schreiben.»

Automatisch geht das Ganze allerdings nicht vonstatten. Die betroffenen Personen müssen die Änderung selbst beantragen. Das ist erst ab Anfang des kommenden Jahres möglich, «um die Zivilstandsämter vor einer Überlastung zu schützen», schreibt der Bundesrat in der Mitteilung.

Für den neuen Eintrag nimmt Zdravković auch die Gebühr von 75 Franken in Kauf. Glücklich ist sie darüber allerdings nicht. «Das ist dann halt wieder eine Frage des Budgets». Und mit oder ohne Sonderzeichen – mit ihrem Namen werde sie weiterhin Schwierigkeiten bei der Wohnungs- oder Jobsuche haben. «Die Diskriminierung aufgrund eines ‹fremd› klingenden Namens bleibt bestehen, und das ist das eigentliche Problem.»

Name wird sowieso falsch ausgesprochen

Für Marija Stošić (36) kann der Gang zum Zivilstandsamt warten. Sie ist Delegationssekretärin der Schweizer Parlamentarierdelegation beim Europarat, und auch in ihrem Pass steht eine eingeschweizerte Version ihres Namens. Zwar steht das š richtig, samt Sonderzeichen, weil die Software das erfassen konnte. Beim c fehlt aber das Akut. Sie findet es zwar gut, dass es neu die Möglichkeit zur Änderung gibt. Die findet aber sowieso statt, wenn ihr Pass in einigen Jahren erneuert wird.

Selbst brauche sie das Sonderzeichen im Alltag bisher nicht. «Aus pragmatischen Gründen.» Die meisten würden den Namen so oder so falsch aussprechen – mit oder ohne Sonderzeichen.

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