Mit breiten Schultern und sichtlich stolz präsentiert sich Putins berüchtigte Töff-Gang «Nachtwölfe» am vergangenen Wochenende – mitten im Kanton Uri! Die Biker feierten am bekannten Suworow-Denkmal in der Urner Schöllenenschlucht eine patriotische Gedenkfeier. Mit dabei war auch der russische Botschafter Sergei Garmonin und der belarussische Botschafter.
Wie die «Aargauer Zeitung» berichtet, sollen Putins Biker aus ganz Europa angereist sein. Die russischen Staatsmedien nahmen die Berichte der Feier auf. Die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass etwa schrieb, der Anlass habe «trotz Widerstand der Schweiz stattgefunden». Auch auf dem Portal Russkiymir tauchte ein Bericht auf mit dem Titel «Die Schweiz feiert den Jahrestag der Alpenüberquerung der Armee von Alexander Suworow».
Auch Kriegspropaganda ist entstanden
Die Schweizer Behörden haben von dem Anlass gewusst. Die Urner Kantonspolizei habe das Gespräch mit der russischen Botschaft und dem Aussendepartement gesucht, zitiert die Zeitung den stellvertretenden Polizeikommandanten. «Als Resultat der Gespräche wurde die Gedenkzeremonie in einem kleinen, privaten Rahmen durchgeführt.»
Die Nachtwölfe scheinen das Treffen gleichzeitig auch noch für Kriegspropaganda genutzt zu haben. Ein Bild aus den sozialen Medien zeigt, wie die Rocker hinter einem «Z»-Totenkopf posieren – ein klares Bekenntnis zum Ukraine-Krieg. In einschlägigen Foren hätten sich die Bilder «um den Globus» verbreitet, schreibt die «Aargauer Zeitung» weiter.
Die Gruppierung der «Nachtwölfe» zählt rund 5000 Mitglieder allein in Russland und positioniert sich nicht erst seit Beginn klar auf der Seite Russlands. Putin war sogar schon höchstpersönlich bei Biker-Fahrten des Clubs dabei. Denn der Gründer und Präsident der Bikergang, Alexander Saldostanow, alias «Chirurg», pflegt gute Beziehungen zum russischen Präsidenten.
Schweizer Putin-Freund anwesend
Eine offizielle Vertretung der Schweizer Behörden nahm nicht am Treffen teil. Anwesend war aber Ferdinand Muheim, ehemaliger Gemeindepräsident von Andermatt. Er ist ein grosser Freund Russlands, erhielt sogar den Orden der Freundschaft, den höchsten Auszeichnungen, die Russland an Ausländer vergibt. In einem Gespräch mit Blick bekannte sich Muheim auch als Putin-Fan. Am Treffen vom vergangenen Samstag durfte er die Wertschätzung Russlands entgegennehmen.
Wegen seiner engen Beziehungen zu Russland stand der Metzger in den vergangenen Monaten immer wieder in der Kritik. Nach einem NZZ-Bericht wurde der Urner sogar kurzfristig wieder vom Sechseläuten ausgeladen. Gegenüber der «Aargauer Zeitung» wollte sich Muheim nicht zu dem Treffen mit Putins Töff-Gang äussern. Und auch das EDA wollte sich nicht äussern, teilte lediglich mit, die Urner Behörden seien für den Anlass zuständig gewesen.
Farbanschlag im Mai
Das Suworow-Denkmal mitten im Kanton Uri gehört der russischen Botschaft in Bern. Das Denkmal in Andermatt erinnert an den Zug des russischen Feldmarschalls Alexander Suworow mit 21'000 Mann von Italien durch die Alpen nach Norden im Kriegsjahr 1799. Dabei kam es in der Schöllenen zur blutigen Schlacht mit den Truppen Napoleons. Hunderte russischer Soldaten fielen.
Ein Jahrhundert später liess das zaristische Russland 1898 ein zwölf Meter hohes Kreuz mit goldener Inschrift zu Ehren der Gefallenen in einem Felsen errichten. Das riesige Kreuz sorgte immer wieder für Zoff.
Im Mai wurde das Denkmal mit gelber und blauer Farbe beschmiert. Die russische Botschaft musste anschliessend selbst für die Reinigung aufkommen. (zis)