«Wir zeigen Flagge! Wir stehen für Russland! Ohne wenn und ohne aber!», heisst es auf der Facebookseite des Schweizer Ablegers des grössten russischen Motorrad- und Rockerclubs, Nachtwölfe MC. Eines der Mitglieder posiert mit der Fahne des ukrainischen Separatistengebiets Donezk vor der russischen Botschaft.
Auf dem sozialen Netzwerk posieren die Schweizer Biker mit russischen Flaggen, teilen prorussische Propaganda und feiern das mit dem russischen Militär assoziierte «Z»-Symbol. Am 21. Februar, als Präsident Wladimir Putin (69), die Separatistengebiete Donezk und Luhansk anerkannte, wurde auf Facebook «alles Gute zum Tag der Anerkennung der Republik!» gewünscht.
Kreml finanziert russischen Motorradclub
Die Motorradfahrer sammeln auch Spenden für die Bevölkerung im Donbass und verurteilen die «westliche Aggression» gegenüber Russland. Auf ihrer Website ist nicht viel zu finden, lediglich ein roter Schriftzug auf schwarzem Grund: «Wir sind mit Russland. Wir sind mit Donbass».
Die Gruppierung zählt rund 5000 Mitglieder allein in Russland und positioniert sich nicht erst seit Beginn klar auf der Seite Russlands. Putin war sogar schon höchstpersönlich bei Biker-Fahrten des Clubs dabei. Denn der Gründer und Präsident der Bikergang, Alexander Sergejewitsch Saldostanow, alias «Chirurg», pflegt gute Beziehungen zum russischen Präsidenten.
Das war aber nicht immer so: Aufgrund anfänglicher Diskrepanzen zwischen Moskau und den Bikern habe die russische Regierung die Nachtwölfe mit Geld aus dem staatlichen Kulturbudget gefördert, wie «20 Minuten» schreibt. Laut Kreml-Kritiker Alexei Nawalny soll der Motorradclub zwischen 2013 und 2015 eine Summe von rund 1,5 Millionen Franken erhalten haben.
Fedpol sieht keine Gefahr durch Nachtwölfe
Laut dem Russlandexperten Ulrich Schmid, Professor für Kultur und Gesellschaft Russlands an der Universität St. Gallen, der mit der Zeitung gesprochen hat, sei die Finanzierung des Motorradclubs kein Einzelfall. «Die gesamte Kulturpolitik des Kremls der letzten zehn Jahre ist darauf ausgerichtet, patriotische Vereinigungen in der russischen Gesellschaft auszumachen und für die eigenen Ziele zu vereinnahmen.»
Allerdings hätten die Nachtwölfe kaum Einfluss auf die russische Bevölkerung, so Schmid. «Denn durch ihre Vertretung und Verherrlichung des Stalinismus gehören sie ideologisch zu einer kleinen Minderheit innerhalb der Gesellschaft». Auch das Bundesamt für Polizei (Fedpol) geht nicht von «besonderen Risiken» durch den Schweizer Ableger der Nachtwölfe aus. (chs)