Fassungslos sitzt Helin T.** (51) am Küchentisch ihrer Blockwohnung im Kanton Luzern. «Ich kann es nicht glauben», sagt die Kurdin zu Blick. «Warum nur musste Ardit sterben? Er war wie ein dritter Sohn für uns!»
Ardit N.* (†20) wurde letzten Samstag bei der Avia-Tankstelle in Geuensee LU bei einem Streit zwischen zwei Gruppen getötet. Die Luzerner Polizei ermittelt auf Hochtouren, wertet unter anderem Spuren sowie Videoaufnahmen aus und hat derweil für sieben Personen (1 Syrerin, 4 Syrer, 1 Iraker und 1 Schweizer) U-Haft beantragt.
Sohn besitzt Coiffeurgeschäft und Café
«Ich kenne einige Verhaftete», sagt Helin T. Denn: Sie kennt das Todesopfer über ihre beiden Söhne. Vor allem ihr Sohn Bekes T.** (28), der im Kanton Luzern ein Coiffeurgeschäft und ein Café mitbesitzt, könne ein Liedchen singen von diesen Verdächtigen.
«Der Hauptinitiant dieser Attacke war mal Mitinhaber des Cafés und wollte im September seine Investition zurück, die auch ausbezahlt wurde», sagt Helin T. «Dennoch sind immer wieder seine Frau und sein Sohn beim Café aufgekreuzt und haben Streit provoziert.»
Todesdrohungen durchs Autofenster
So auch letzten Samstag, wie Helin T. weiter erzählt. Es sei nicht um Geld gegangen. «Es ging doch bloss um eine Lüftungsanlage! Die Frau und ihr Sohn wollten sie beim Café abmontieren und mitnehmen.»
Vor Ort habe es aber Streit gegeben, sagt Helin T. «Meine Söhne haben dann diese Frau und ihren Sohn zum Auto gebracht. Als sie wegfuhren, hat der Sohn noch aus dem Fenster gerufen, dass er sieben Onkel habe, sie alle kommen und sie umbringen würden.»
Plötzlich seien «mehr als zehn Personen aufgetaucht»
Ihre Söhne hätten dann einen Anruf erhalten vom Ehemann dieser Frau, dass sie für ein Gespräch an die Tankstelle kommen sollten. Doch schon kurz darauf meldeten sich ihre Söhne bei Helin T. Sie seien mit Kollegen dort hingefahren, um mit dem Ehemann zu reden, als plötzlich mehr als zehn Personen von hinten aufgetaucht seien. «Sie klangen ganz ängstlich und sagten, dass sie verletzt seien und von einem Kollegen ins Spital gefahren würden.»
Helin T. spricht von Messern, Steinen und Stangen, die im Spiel gewesen sein sollen. Was genau mit Ardit T. passiert sei, hätten ihre Söhne nicht richtig gesehen. «Sie waren selber in Lebensgefahr.»
Todesopfer Ardit N. soll Täter nicht gekannt haben
Ihr Sohn Bekes sei immer noch im Spital. «Ihm wurde mit einem Hammer auf die Stirn geschlagen. Zudem wurde er mit einem Messer im Nacken und an den Armen verletzt», sagt Helin T. Mit ihren Söhnen konnte sie noch nicht sprechen. Ihr anderer Sohn sei an Arm und Schulter verletzt und sitze noch in Haft.
Helin T. ist überzeugt: «Dieser Angriff war geplant.» Ihr tut vor allem die Familie des getöteten Ardit T. leid. «Er hatte diese Leute gar nicht gekannt und wurde einfach so niedergestochen.»
Es gilt für alle Beteiligten die Unschuldsvermutung.
* Namen bekannt
** Name geändert