Noch immer kann Ali N.* (49) nicht glauben, was seinem Neffen zugestossen ist. Eigentlich wollte Ardit N.* (†20) am Samstagabend nochmals mit Freunden in den Ausgang. Der Vater hatte es ihm erlaubt. «Ardit solle aber nicht zu lange wegbleiben, meinte der Vater, nur bis 23 Uhr», sagt Ali N. zu Blick. Doch Ardit N. kehrte nicht mehr heim.
Es ist zirka 19.15 Uhr, als bei der Luzerner Polizei ein Notruf eingeht. Bei der Avia-Tankstelle in Geuensee LU sind mehrere Personen aneinandergeraten, der Streit eskalierte. Ein 20-jähriger Kosovare überlebt die Auseinandersetzung nicht. Es ist Ardit N., ein Lastwagen-Chauffeur aus dem Kanton Luzern.
Am Montag teilt die Staatsanwaltschaft mit: Die Luzerner Polizei habe bereits alle aktiv involvierten Personen identifiziert und wird diese nun befragen. Sprecher Simon Kopp zu Blick: «Aktuell befinden sich fünf Personen aus Syrien in Haft.» Zum Motiv und den Hintergründen könne man noch nichts sagen. Eine Person befinde sich noch im Spital.
Familie kann sich Tat nicht erklären
«Wir sind unendlich traurig», sagt Ali N. am Morgen danach. «Ardit war immer so nett. Ein ruhiger Junge, der nie Probleme gemacht hat.» Niemand in der Familie kann sich erklären, wie es zu den schlimmen Szenen an der Tankstelle kommen konnte.
Noch in der Nacht wurden auf dem ganzen Areal Spuren gesichert und ein weisser Mercedes abtransportiert. Laut Blick-Informationen ist es der Wagen, mit dem Ardit N. nach Geuensee fuhr. Wie viele Personen mit ihm mitfuhren, ist noch unklar. Sicher ist: Auch am Sonntagmorgen kam die Polizei nochmals vor Ort - unter anderem mit einem Suchhund.
Polizei hat mehrere Personen verhaftet
Am Sonntagmittag folgten dann genauere Angaben. Offenbar gingen in dem Gewerbegebiet über ein Dutzend Personen aufeinander los. Sie stammen aus Syrien, dem Irak, Nordmazedonien und der Schweiz. Mehrere Verletzte mussten ins Spital gebracht werden. Offenbar wurden «diverse Gegenstände» bei der Auseinandersetzung verwendet. Die Polizei hatte bereits in der Nacht auf Sonntag mehrere Personen verhaftet.
Vor Ort sind nach wie vor Blutspuren zu sehen. Etwa an einer Mauer bei einer Carrosserie gegenüber der Tankstelle. Zusammengebrochen soll Ardit N. Dutzende Meter weiter weg sein – an einer Umfahrungsstelle der Tankstelle. An beiden Orten hat es Kameras. Gut möglich, dass die Attacken darauf zu sehen sind und sie der Polizei helfen herauszufinden, wer für den Tod von Ardit N. verantwortlich ist.
Trauer auch bei Arbeitskollegen von Transportfirma
«Wir können nicht glauben, dass das mit ihm passiert ist», sagen zwei Arbeitskollegen von Ardit N. vor Ort zu Blick. «Er war so ein Lieber.» Bald, im Oktober, hätte Ardit N. Geburtstag gefeiert.
Nun untersucht die Staatsanwaltschaft Sursee LU die Tat. Zeugen, die Angaben zu den Ereignissen machen können, werden gebeten, sich bei der Luzerner Polizei zu melden.
* Name bekannt