Auf dem Bauernhof von Hans P.* in Altdorf UR ist es idyllisch ruhig. Wenig erinnert daran, dass hier am Samstag Hunderte Menschen gegen die Corona-Massnahmen protestierten. Die sich zuerst beim Telldenkmal versammelten, wo sie eine nicht bewilligte Demonstration abhielten. Die Polizei griff ein, mahnte, es kam zu einzelnen Scharmützeln. Vereinzelt wurde Tränengas und Gummischrot eingesetzt. Die Skeptiker liessen sich nicht verscheuchen, liefen stattdessen johlend und von Treichlern angeführt zum Bauernhof. Dort redeten, tranken und grillierten sie während Stunden, Journalisten wurden weggewiesen, die Polizei löste die Kundgebung gegen sieben Uhr abends auf.
Am Sonntag sind die Skeptiker weg. Hans P. und seine Familie sind noch da. Sie betreiben den Bauernhof, auf dem das Aktionsbündnis Urkantone ursprünglich ihre geplante Veranstaltung mit angekündigten 10'000 Teilnehmern durchführen wollte. Gerne hätte Blick mit der Familie gesprochen, erfahren, warum sie die Skeptiker unterstützen, warum sie auch die illegale Demonstration nicht nur dulden, sondern fördern. Doch Antworten gibt es keine.
«Verlasst sofort den Hof, sonst rufen wir die Polizei»
Man könne nichts dafür, dass diese Leute hier aufgetaucht seien, heisst es lediglich. Die Familie wirkt nervös. Denn gleich anschliessend wird aus einem Fenster geschrien: «Verlasst sofort den Hof, sonst rufen wir die Polizei.»
Im Dorf ist Familie P. bekannt. Blick spricht mit Anwohnern, die erzählen, nach der Aktion vom Samstag künftig nicht mehr im Hofladen des Bauernhofs einkaufen zu wollen. Auch ein Geschäftspartner der Bauernfamilie zeigt sich wenig erfreut, will sich aus Angst vor ausbleibendem Umsatz aber nicht weiter äussern.
Konkreter wird der Altdorfer Gemeindepräsident Pascal Ziegler (41). Er verurteilt die Demonstration. «Die ganze Schweiz hält sich an die Regeln. Ausser ein paar Hundert, die denken, sie müssten nach Altdorf.» Zur Rolle der Bauernfamilie meint er: «Die geplante Veranstaltung war ja immer dort angekündigt. Dass die illegale Demo auch dort stattfindet, kann doch kein Zufall sein.»
Die Urner Kantonspolizei prüft, welche Gesetze am Samstag gebrochen wurden. «Der Betreiber des Bauernhofs in Altdorf muss auf jeden Fall mit einer Strafanzeige rechnen», sagt die Polizei gegenüber Blick.
Nicht mit Kanonen auf Spatzen geschossen
Mit dem eigenen Vorgehen zeigt man sich zufrieden. Man habe in der Nachbetrachtung festgestellt, «dass die Anzahl Demonstranten an der oberen Grenze dessen war, was wir in den Vorbereitungen auf den Samstag in Betracht gezogen haben». Die Polizei verteidigt ihr Vorgehen vom Samstag und argumentiert, dass «nicht mit Kanonen auf Spatzen geschossen» worden sei. Man habe die Veranstaltung am Telldenkmal geduldet, weil sich ein Grossteil der Menschen friedlich verhalten habe und die Menge auch aus Alten, Jungen und Familien mit Kindern zusammengesetzt gewesen sei.
Insgesamt trafen sich am Samstag rund 500 Personen in Altdorf, um gegen Corona-Massnahmen zu protestieren. Die Demonstration war nicht bewilligt. Gegen rund 180 Personen wurden Wegweisungen und Fernhaltemassnahmen ausgesprochen. Wegen des Nichteinhaltens der Wegweisung respektive Fernhaltemassnahme kam es zu zwei Verzeigungen. Festnahmen gab es keine. Gemäss bisherigem Kenntnisstand entstand kein Sachschaden.
* Name geändert