Masken-Ärger im Swiss Holiday Park in Morschach SZ
Corona-Skeptiker rufen zu Aufmarsch gegen Hotel auf

Das Hotel des Swiss Holiday Park in Morschach SZ akzeptierte die Masken-Atteste einer Familie nicht. Als Corona-Skeptiker davon Wind bekamen, wurden sie wütend und riefen im Internet zum Aufmarsch auf. Die Kantonspolizei musste ausrücken.
Publiziert: 29.04.2021 um 15:20 Uhr
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Aktualisiert: 01.05.2021 um 19:52 Uhr
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Wer am Mittwochnachmittag nach Morschach SZ wollte, wurde von der Polizei kontrolliert.
Foto: Leserreporter
Johannes Hillig

Sie wehren sich gegen Corona-Massnahmen und formieren sich im Internet. Erst letztes Wochenende strömten Tausende Corona-Skeptiker nach Rapperswil-Jona SG, um zu demonstrieren. Die Stadt hatte zwar keine Bewilligung erteilt, doch das war den Protestlern egal.

Nun haben Corona-Skeptiker den Swiss Holiday Park in Morschach SZ ins Visier genommen. Der Grund: Der Hoteldirektor soll angeblich die Masken-Atteste einer Familie nicht akzeptiert haben. Ohne Maske sei ihnen die Nutzung der Gemeinschaftsbereiche wie das Restaurant verboten, wie es ein Unbekannter auf Telegram schildert.

Ein gefundenes Fressen für Corona-Skeptiker. Besonders, weil die gehörlose Tochter der Familie darauf angewiesen sei, Lippen und Mimik zu lesen. Mit Maske gehe das nur schlecht. In einer Telegram-Gruppe mit über 9000 Mitgliedern wurde deswegen am Mittwochmittag ein Aufruf gestartet. Wer in der Nähe sei, solle doch gegen 17 Uhr dem Swiss Holiday Park einen Besuch abstatten – natürlich ohne Maske. So soll ein Zeichen gegen die angebliche Diskriminierung gesetzt werden.

Das Hotel wurde überwacht und Autos kontrolliert

Als die Kantonspolizei Schwyz davon erfuhr, rückte sie aus. Das Hotelgelände wurde überwacht. Und wer am Mittwochnachmittag nach Morschach wollte, wurde auf einer Kreuzung bei der Zufahrt zum Hotel kontrolliert, wie ein Leser berichtet.

Der grosse Ansturm blieb allerdings aus. «Gegen 17.30 Uhr stellten wir fest, dass rund 10 Personen in Morschach ein Gespräch mit dem Verantwortlichen des Betriebs führten. Nach kurzer Zeit war das Gespräch beendet und die Leute entfernten sich. Die Lage war zu jeder Zeit ruhig», sagt Florian Grossmann, Sprecher der Kantonspolizei Schwyz, zu Blick. Drei Fahrzeuge wurden weggewiesen. Bussen oder Anzeigen gab es keine.

Mit diesem Appell an die eigenen Mitglieder sollten zahlreiche Corona-Skeptiker zum Hotel des Swiss Holiday Park in Morschach SZ.
Foto: Screenshot

Die Corona-Skeptiker feierten sich nach der Aktion selbst. Die Polizei habe sich wohl auf eine Grossdemo vorbereitet, wurde auf dem Telegram-Kanal verkündet. Dabei habe man doch bloss einen Ausflugtipp gegeben, gab man sich unschuldig. Auch wenn nur zehn Corona-Skeptiker kamen, wurde der Aufruf als Erfolg verbucht. Man habe ein klares Zeichen gegen «Masken-Diskriminierung» gesetzt. Besonders, weil der Hotel-Direktor nun einlenken wolle. Er habe sich bereit erklärt, mit dem Kantonsarzt zu sprechen, um die Sache zu klären. Aber stimmt das wirklich?

Hotel lässt sich nicht einschüchtern

Tatsächlich steht Hoteldirektor Pascal Waser in Kontakt mit dem Kantonsarzt. Doch das bedeute nicht, dass die Familie nicht weiterhin eine Maske tragen sollte. «Nur weil ein paar Corona-Skeptiker bei uns aufgetaucht sind, heisst das nicht, dass wir uns nicht mehr an die BAG-Schutzmassnahmen halten», sagt Waser zu Blick.

Das Swiss Holiday Park sei ein familienfreundliches Resort und man halte sich strikt an die Vorgaben des Bundesamtes für Gesundheit. Allerdings werde niemand dazu gezwungen eine Maske zu tragen. Schon gar nicht Kinder. «Ich habe lediglich die Familie auf das Schutzkonzept des BAG aufmerksam gemacht und sie gebeten, sich daran zu halten», so der Hoteldirektor.

«Finde es schade, dass ein hörgeschädigtes Mädchen instrumentalisiert wird»

Laut dem BAG-Merkblatt bei Maskendispens für gewisse Menschen mit Behinderungen sollten Hörgeschädigte auch eine Maske tragen. Diese dürfte nur für die Kommunikation abgezogen werden. Und dieser Vorgabe folge das Hotel. Gäste, die sich nicht daran halten, würden aber nicht bestraft. Der Familie sei kein Service verwehrt worden. «Und sie wurden schon gar nicht aus unserem Restaurant geschmissen», stellt Waser klar.

Mit den rund zehn Corona-Skeptikern, die ins Hotel kamen, habe er sich freundlich über die Schutzmassnahmen unterhalten. «Es lief ruhig und zivilisiert ab. Nach nicht einmal 20 Minuten sind sie dann wieder gegangen.» Den Aufruf der Corona-Skeptiker im Internet kann der Hoteldirektor nicht nachvollziehen. Waser sagt: «Ich finde es schade, dass ein hörgeschädigtes Mädchen dazu instrumentalisiert wird, um sich gegen Massnahmen zu wehren, die einem nicht passen. Das ist nicht der richtige Weg.»

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