Aargauerin ist genesen, geimpft und getestet
Statt in die Ferien muss Maria B. (31) in Quarantäne

Die junge Aargauerin Maria B. ist doppelt geimpft und genesen. Trotzdem sitzt sie in Isolation, weil sie sich erneut infizierte. So zeigt es ein PCR-Test an. Alle anderen Tests sagen etwas anderes – doch sie muss daheim bleiben.
Publiziert: 11.08.2021 um 20:52 Uhr
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Aktualisiert: 12.08.2021 um 21:29 Uhr
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Die Aargauerin Maria B. muss in der Schweiz bleiben, statt ins Ausland zu fliegen. Obwohl sie geimpft, genesen und negativ getestet ist. Denn wegen eines positiven PCR-Tests muss sie in Isolation.
Foto: Zvg
Fabian Vogt

Maria B.* (31) wäre jetzt gerne in der Wüste. In Dubai, am Strand, in den Ferien. Stattdessen sitzt sie im Aargau, Blick auf Betonwüste, Isolation. Denn Maria B. wurde vor wenigen Tagen positiv auf Corona getestet.

Das passierte wohl einigen Schweizern in diesem Sommer. Doch der Fall von Maria B. ist speziell. Denn sie hatte vergangenes Jahr eine Corona-Infektion hinter sich, ist also genesen. Zudem ist sie zweimal geimpft.

Ein positiver, vier negative Tests

Vor dem Abflug nach Dubai musste sie trotzdem einen Test machen, die Vereinigten Arabischen Emirate verlangen dies von jedem Einreisenden. Maria B. geht darum einige Tage vor Abflug ins Testcenter Dübendorf ZH. «Routinesache», denkt sie, Gefahr eines positiven Tests: «Gleich null». Doch es kommt anders.

Einige Stunden später folgt der Anruf des Contact-Tracings: «Frau B., Sie sind positiv und müssen sofort in Isolation.» Die 31-Jährige fällt aus allen Wolken. Kann das wirklich stimmen? Zumal der Test ihres Freundes auch negativ ist. Maria B. macht zur Sicherheit drei Schnelltests – alle fallen negativ aus. Abends fährt sie zum Flughafen Zürich, lässt sich dort erneut testen. Am nächsten Tag das Resultat dieses PCR-Tests: negativ.

Unterschiedliche Grenzwerte in den Testzentren?

B. konfrontiert das Contact-Tracing-Team mit den neuen Ergebnissen. Dieses lässt auf Anweisung des kantonsärztlichen Diensts des Kantons Aargau ausrichten: Maria B. bleibt in Isolation, trotz der negativen Tests. Sollte sie trotzdem in die Ferien fliegen, würde das bemerkt – und hätte kostspielige Konsequenzen.

Die Aargauerin fügt sich, bohrt aber weiter. Wie es sein könne, dass ihr PCR-Ergebnis innert weniger Stunden so unterschiedlich sei, möchte sie wissen? Antwort des Contact-Tracings: Der CT-Wert in den Testzentren werde unterschiedlich hoch angesetzt. Diese Zahl gibt die Menge des in der Probe vorhandenen Virus an. Je tiefer die Zahl, desto grösser die Virenmenge, desto grösser die Wahrscheinlichkeit, ansteckend zu sein.

Bei Maria B. lag der Wert genau im Grenzbereich zwischen einer grossen und einer kleinen Virenlast. Zwischen «vermutlich ansteckend» und «wohl nicht ansteckend». Muss sie also zu Hause bleiben, weil es keine einheitlichen CT-Grenzwerte gibt? Weil die Testcenter diese selber festlegen? Die Gesundheitsdirektion Zürich sagt dazu: «Die Labors werten die Testergebnisse individuell aus. Bei besonderen Fällen, beispielsweise bei genesenen Personen, wird die Sachlage individuell angeschaut. Neben diversen Faktoren kann dabei auch der Schwellenwert beigezogen werden.»

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Stäbchenhalter kann über Testergebnis entscheiden

Allerdings gilt auch: Wenn jemand einen CT-Wert aufweist, wird der Test positiv gewertet. Das sagt Otto Knes, Geschäftsleiter von Swiss Analysis, einem Labor, das PCR-Tests auswertet. «Egal, wie hoch dieser ist».

Das bedeutet im Umkehrschluss: Während der Test in Dübendorf von Maria B. Rückstände des Virus fand, fand man in Zürich, nur wenige Stunden später, überhaupt keine. Wie kann das sein? «Die unterschiedlichen Ergebnisse könnten mit dem Abstrich zusammenhängen», sagt Knes. Je nachdem, wie tief und an welchem Ort mit dem Stäbchen gebohrt werde, könnten die Ergebnisse unterschiedlich ausfallen.

Hochansteckend sieht man mit jeder Methode

«Zudem kann vor allem in der Anfangsphase einer Infektion innerhalb eines Tages einiges passieren», sagt Knes. Er sagt aber auch, dass die verschiedenen Messverfahren nicht direkt vergleichbar sind. Zu unterschiedlich seien die verschiedenen Messmethoden, gerade bei Grenzwerten.

Wichtig ist dem Experten allerdings zu betonen: «Wenn jemand hochansteckend ist, wird man dies mit grosser Wahrscheinlichkeit mit jeder Methode herausfinden. Auch mit professionellen Antigen-Schnelltests.»

Kanton schiebt Verantwortung aufs BAG

Maria B. war demnach kaum mehr ansteckend, sonst hätten die Tests kein unterschiedliches Ergebnis ergeben – ausser einer funktionierte nicht. Das Problem: Trotz dieser offensichtlichen Varianz und dem Faktor Mensch gibt es in dem Bereich keinen Spielraum. «In den Anweisungen zur Isolation des BAG vom 26. Juni ist klar geregelt, dass ein positiver PCR-Test automatisch zu einer Isolation führt», lässt das Aargauer Gesundheitsamt ausrichten. Ob jemand anschliessend noch einen oder hundert negative Tests vorweisen kann, ist egal.

Hätte Maria B. den Test direkt am Flughafen gemacht, hätte sie mit grosser Wahrscheinlichkeit in die Ferien fliegen können. So aber verbringt Maria B. diese Augusttage zu Hause. «Das ist ein bisschen wie Lotto spielen», sagt sie zur ganzen Thematik mit Galgenhumor.

Immerhin: Sie dürfte das Geld für den Urlaub dank Reiseversicherung zurückerhalten. Und ihr Arbeitgeber lässt sie von zu Hause arbeiten, sodass der Urlaub irgendwann, nur halt nicht jetzt, stattfinden kann.

*Name geändert

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