Für die Waadtländer Gesundheitsdirektorin haben Schnelltests ausgedient
«Ich denke, dass wir bald nur noch PCR-Tests verwenden»

Die Waadtländer Gesundheitsdirektorin Rebecca Ruiz geht davon aus, dass in der Schweiz bald nur noch PCR-Tests zugelassen sein werden. Die Antigen-Schnelltests seien zu unsicher.
Publiziert: 05.08.2021 um 19:34 Uhr
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Aktualisiert: 05.08.2021 um 19:39 Uhr
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Die Waadtländer Gesundheitsdirektorin Rebecca Ruiz geht davon aus, dass in der Schweiz bald keine Antigen-Schnelltests mehr verwendet werden.
Foto: Keystone

Wer sich im Spital oder in der Apotheke einem Schnelltest unterzieht, muss dafür nicht in die eigene Tasche greifen. Der Bund übernimmt die Kosten der Antigen-Schnelltests für seine Bürgerinnen und Bürger – noch. Denn wenn es nach Bundespräsident Guy Parmelin (61) geht, sollen die Tests bald nicht mehr gratis sein.

In einem Interview mit dem SonntagsBlick sagte er: «Wenn ich mich nicht impfen lasse, soll dann der geimpfte Steuerzahler meine Tests mitbezahlen? Für mich ist die Antwort klar: Nein.»

Ruiz: Antigentests zu ungenau

In seiner Heimat, dem Waadtland, stösst Parmelin mit dem Vorschlag allerdings auf Skepsis. Gesundheitsdirektorin Rebecca Ruiz (39) sagt gegenüber Blick Romandie, sie gehe davon aus, dass die Antigen-Schnelltests in einigen Wochen nicht mehr verwendet würden, weil sie die Delta-Variante nicht ausreichend nachweisen könnten. «Ich denke, dass wir zu einem System übergehen werden, in dem nur noch PCR-Tests verwendet werden.»

Ruiz stützt sich bei ihrer Aussage auf Daten aus Holland, wo sich mehrere Personen trotz Covid-Zertifikat, das ihren Test belegte, infiziert waren.

PCR-Tests zu teuer

Müssten dann – analog zu Parmelins Vorschlag – die Ungeimpften ihre PCR-Tests selber bezahlen? SP-Politikerin Ruiz hält das für keine gute Idee. «Diejenigen, die einen PCR-Test machen, müssten dann sehr hohe Summen bezahlen.» Betroffen wären nicht nur Menschen, die sich nicht impfen lassen wollten, sondern auch solche, die sich nicht impfen lassen könnten.

«Von diesen Menschen können wir nicht verlangen, dass sie sich zu Hause einsperren oder regelmässig viel Geld ausgeben müssen.» Bei der laufenden Debatte müssten daher sowohl die Art der Tests als auch deren Kosten berücksichtigt werden.

Im Herbst wird das Impfen schwieriger

Die Impfkampagne war zuletzt in der Waadt genauso ins Stocken geraten wie in der übrigen Schweiz. Aktuell sind im Kanton 44 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft – etwas weniger als in der Gesamtschweiz. Das Ziel der Regierung sei es, bis im September 75 Prozent der Bevölkerung geimpft zu haben, sagt Ruiz.

Sie ruft die Bevölkerung deshalb dazu auf, sich noch im Sommer impfen zu lassen. «Im Moment gibt es sehr viele dezentrale Impfmöglichkeiten, und manchmal muss man vorher nicht einmal einen Termin vereinbaren», sagt sie. Das werde im Herbst nicht mehr so einfach sein.

Alle geimpft, die das wollen?

Der Bundesrat hatte stets betont, dass die Corona-Massnahmen aufgehoben würden, sobald alle Impfwilligen die Möglichkeit gehabt hätten, sich impfen zu lassen. Gesundheitsdirektorin Ruiz sagt mit Blick auf ihren Kanton: «Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass es in der Waadt Personen gibt, die sich gerne impfen lassen würden, es aber nicht können.» Stattdessen gäbe es Menschen, die mit der Impfung bis zum Ende des Sommers oder ihrer Ferienrückkehr warten würden.

Dass die Impfung gegen eine Corona-Ansteckung nützt, verdeutlichte jüngst eine Studie aus der Waadt: Ungeimpfte haben demzufolge ein 80-mal höheres Ansteckungsrisiko als Geimpfte. Die Daten seien eine ausgezeichnete Neuigkeit, sagt Ruiz. Bisher habe man angenommen, dass die Impfstoffe von Pfizer und Moderna eine Wirksamkeit von 94 bis 95 Prozent hätten. «Aus unseren Zahlen geht hervor, dass sie sogar noch etwas höher liegt.»

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