Ihr Wille, zu helfen, beeindruckt. Claudia Manser (56) aus Linthal GL hilft Menschen, die auf sofortige Hilfe angewiesen sind. In ihrem Bed and Breakfast nimmt sie Menschen auf, die aufgrund hoher Mietpreise keine Bleibe mehr finden. Doch langsam kommt sie an den Anschlag.
«Menschen in einer Lebenskrise haben auch eine Chance verdient», findet Manser. Besonders seit Ausbruch des Ukraine-Krieges seien die Preise für Wohnungen in der Umgebung gestiegen. Sozialhilfeempfänger hätten kaum noch Chancen, Wohnraum zu finden. «Steigt der Mietzins jetzt noch mehr, kann es zu prekären Situationen kommen», sagt sie.
«Menschen in einer Lebenskrise muss jetzt besonders geholfen werden»
Pino Russano (56) und Monika Häfeli (50) gehören zu den Glücklichen, die von Claudia Manser ein Zuhause für einen sehr niedrigen Mietpreis bekommen haben. Russano ist ehemaliger Pizzaiolo. 2013 wurde sein Pizzateig zum Besten in der Region Rapperswil-Jona SG gewählt. Plötzlich geriet er aber in eine schwierige private und finanzielle Lebenssituation.
Häfeli betrachtet das Bed & Breakfast von Manser, bei dem auch Touristen noch Wohnungen anmieten können, als ihren Rückzugsort. Schon seit über zwei Jahren hat sie ein Zimmer. Aufgrund finanzieller Schwierigkeiten ist es für sie praktisch unmöglich, eine Wohnung zu finden. «Das Zusammenleben zwischen uns und den Touristen läuft super.» Der Ort sei perfekt, um sich wieder neu im Leben zu orientieren.
2017 stand Mansers Leben selbst auf der Kippe. Die Glarnerin erlitt einen Herzstillstand und wurde mit der seltenen Herzerkrankung Langes-QT-Syndrom diagnostiziert. Dieses Erlebnis veränderte etwas in ihr. Sie verstand plötzlich, wie es ist, auf der Schattenseite des Lebens zu stehen, wie sie Blick erzählt. Seither hat sie schon rund 30 hilfsbedürftigen Menschen mit einer Bleibe helfen können – und verzichtet damit auf mehr Einnahmen durch Touristen.
Ein Wohnwagen hat als Notlösung ausgedient
Insgesamt befinden sich in ihrem Bed and Breakfast «Bergheimat» sechs Zimmer. Einen ehemaligen Wohnwagen vom Zirkus Knie konnte Manser als Notlösung noch zusätzlich auftreiben, weil sie an ihre Kapazitätsgrenzen gekommen ist. Aktuell leben 15 Personen bei ihr – die Nachfrage nach solchen Lösungen sei aber viel grösser.
«Es würde helfen, wenn ich ein Gartenhaus bei mir aufstellen könnte»
Was sich die aufgestellte Glarnerin wünscht: «Es würde schon viel helfen, wenn ich ein Gartenhäuschen oder ein TinyHouse bei mir im Garten aufstellen könnte. Ich müsste dann nicht regelmässig Leute abweisen.»
Der Kanton Glarus hat Kenntnis von Mansers Angebot und platziert immer wieder Klienten bei ihr. Das ist ungewöhnlich – zumal sie die Zimmer privat anbietet.
Audrey Hauri, Leiterin Abteilung Soziales, schätzt Mansers grosses Engagement für Menschen in schwierigen Lebenssituationen. «Dieses Engagement ist aussergewöhnlich und kann im Einzelfall das Angebot von professionellen sozialen Institutionen ergänzen», sagt Hauri zu Blick.