Der Pfynwald ist ein mystischer Ort. Er ist einer der grössten zusammenhängenden Föhrenwälder der Alpen. Der Wald trennt das Ober- vom Unterwallis. Er fungiert also auch als Sprachgrenze. Einst lauerten hier Räuber den Reisenden auf. Später machte die Film-Crew der TV-Erfolgsserie «Tschugger» den Wald im ganzen Land bekannt. Auch sonst ist der 1997 unter Schutz gestellte Pfynwald beliebt bei Wanderern und Leuten, die sich erholen möchten.
Doch es gibt auch die andere Seite: Umweltsünder treiben immer wieder ihr Unwesen im Pfynwald. Einige Walliser sehen im Wald offenbar eine Müllkippe – zum Beispiel als Depot für Bauschutt. Man wirft Holz, Betonreste, gar ganze Einbauschränke in den Wald. Vom mystischen Traumwald zum Saustall.
Andere entsorgen im grossen Stil Autoreifen im Unterholz. Der Naturpark Pfyn-Finges, der sich im Auftrag des Kanton Wallis um das Schutzgebiet kümmert, setzt deshalb seit einigen Jahren Parkranger ein. Diese sollen aufpassen, dass der Wald sauber bleibt.
Zudem installierte der Kanton an vielen Waldwegen Barrieren. «Die machen es Müllsündern etwas schwerer, ungesehen Abfall mit Fahrzeugen zu entsorgen», sagt Peter Oggier (59), Direktor des Naturparks Pfyn-Finges.
Grosser Aufwand
Aufhalten lassen sich die Umweltsünder damit nicht. Denn es gibt immer noch Strassen und Wege, die Fahrzeuge leicht befahren können. Für eine Überwachung mit Kameras ist der Wald zu gross. Ausserdem gibt es keine entsprechenden gesetzlichen Grundlagen.
So fehlt auch von den jüngsten Umweltverschmutzern bislang jede Spur. Oggier sagt: «Ich verstehe einfach nicht, warum Leute diesen Aufwand betreiben. So teuer ist die Entsorgung ja nicht.» Zudem sei die Fahrt mit einem Transporter in den Wald durchaus mit Hindernissen verbunden. Und erwischt jemand die Müllsünder, droht eine Anzeige von der zuständigen Gemeinde.
Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, warum der Pfynwald für einige Walliser immer noch eine grosse Müllkippe ist. «Jahrelang war das hier eine Art rechtsfreier Raum. Viele haben hier ihren Abfall entsorgt, ohne Konsequenzen befürchten zu müssen», so Oggier. Heute drohen jedoch welche.
Autoreifen, Metallreste, Plastikverpackungen
Auch wenn das Littering geahndet wird, braucht es noch immer eine zweifelhafte Tradition, um den Wald sauber zu halten: Seit vielen Jahren rücken jeweils im April Dutzende Freiwillige an, um den Wald zu reinigen. Über 80 Menschen aus dem ganzen Land kamen letzten Samstag dafür nach Leuk VS. Von dort aus durchstreiften die Freiwilligen in Gruppen den Wald und sammelten Abfall –, ausgerüstet mit Müllsäcken, Handschuhen und grossen Holzzangen. Plastikflaschen, Verpackungen, Metallteile, Autoreifen – all das holten die Männer und Frauen aus dem Unterholz. Die vollen Säcke deponierten die Freiwilligen am Wegrand, dort wurden sie von Parkmitarbeiterinnen abgeholt.
Geleitet wurde der Putztag im Wald von Emilie Berberat (26). Die Umweltnaturwissenschaftlerin ist Angestellte des Naturparks Pfyn-Finges. «Es nervt, all diesen Abfall im Wald zu sehen», sagt sie zu Blick. Den ganzen Morgen war Berberat mit einem Kleinbus im Wald unterwegs, sammelte die vollen Müllsäcke ein und brachte sie zu den zentralen Sammelstellen. Die grossen Mulden waren schnell voll und schon nach wenigen Stunden kamen Tonnen von Abfall zusammen.
Nach der Putzaktion ist das Naturschutzgebiet zwar etwas sauberer – doch auch nächstes Jahr muss der freiwillige Putztrupp wohl wieder anpacken. Den Müllsündern im Pfynwald ist kaum beizukommen.
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