Im Wallis tobt ein erbitterter Streit um die Milliarden eines kinderlosen Franzosen. Eine Meldung an die Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde (Kesb) des Bezirks Entremont, die Blick vorliegt, besagt, dass der 80-jährige Patrick G.* eine intime Beziehung zu seinem marokkanischen Hausangestellten unterhält. Der Franzose, ein Erbe des Modeunternehmens Hermès, soll demnach von dem Marokkaner überzeugt worden sein, ihm sein Vermögen zu vermachen. Wie es weiter heisst, versuche der Milliardär daher, seinen Hausangestellten Abdel Jamal H.* (51) zu adoptieren.
Hinter der Meldung an die Kesb steckt ein ehemaliger Vertrauter des im Val Ferret wohnhaften Milliardärs, der lange mit ihm zusammengearbeitet hat. «Die Nachrichten zeigen uns leider allzu oft, dass Persönlichkeiten wie G. in der letzten Phase ihres Lebens manchmal von Personen ‹begehrt› werden, die nur von ihrem eigenen Interesse getrieben werden», schreibt er.
Der Autor führt weiter aus: «Das fortgeschrittene Alter und die Einsamkeit können einen geschwächten Menschen dazu bringen, sich von seinem Besitz zu trennen. Bei voller Leistungsfähigkeit hätte er dem niemals zugestimmt.»
Plötzlich wollte er seinen Erbvertrag kündigen
Details zur Affäre dringen erstmals am 1. Dezember an die Öffentlichkeit. Die «Tribune de Genève» berichtet, dass der Besitzer von 5,7 Prozent der Luxusmarke, die für ihre Krawatten, Gürtel, Taschen und Schals bekannt ist, seine Nachfolge umkrempeln möchte: Ein Diener aus einer bescheidenen Familie im fernen Marokko könnte eines der grössten Vermögen der Westschweiz erben, da der ehemalige Geschäftsmann mit Pauschalbesteuerung Schritte eingeleitet hat, um ihn im Wallis zu adoptieren.
Allerdings gefällt das nicht allen. Bis vor kurzem wollte der Hermès-Erbe sein Vermögen einer gemeinnützigen Stiftung vermachen, die ursprünglich seinen Namen trug. Im Jahr 2011 hatte G. einen Erbvertrag notariell beglaubigt unterzeichnet, der vorsah, dass er alle seine Hermès-Aktien an die Organisation verschenken würde. In dem Dokument wird darauf hingewiesen, dass G. ledig ist und bei seinem Tod keine Erben hinterlassen wird.
Die Stiftung wird in Genf verwaltet. 2022 wurde sie in Fondation Isocrate umbenannt. Sie finanziert Projekte zur Bekämpfung von Desinformation über Nichtregierungsorganisationen, die den Journalismus unterstützen.
Anfang 2023 ändert sich alles. In einem handgeschriebenen Brief, den Blick ebenfalls erhalten hat, erklärt G., er wolle seinen Erbvertrag kündigen. Er begründet seine Entscheidung damit, dass er «die Absicht hat, andere testamentarische Verfügungen zu treffen», wie es in der Notiz heisst – ohne zu sagen, wer davon profitieren wird.
Der Mann, dessen Aktienwert mehr als 10 Milliarden Franken beträgt, behauptet, dass er bei der Gründung der Stiftung in die Irre geführt worden sei. Er habe geglaubt, dass sie «ihn und sein Vermögen schützen könne». Die «Tribune de Genève» schreibt: «Einen Erbvertrag – der verbindlicher ist als ein Testament – rückgängig zu machen, ist schwierig. Um ihn zu kündigen, müsste die Fondation Isocrate zustimmen. Und das ist nicht der Fall.» Isocrate-Generalsekretär Nicolas Borsinger: «Auf der Grundlage der Informationen, die der Stiftung vorliegen, scheint diese Absicht, den Erbvertrag abrupt und einseitig aufzuheben, null und nichtig zu sein.»
Zunehmende Isolation
Gemäss der Meldung an die Kesb hat sich der Milliardär seit Covid in seinem Chalet im Wallis zunehmend isoliert. Dies angeblich in einem Ausmass, dass er nur noch von seinen Hausangestellten umgeben ist. Dazu gehöre neben dem Marokkaner H., den er adoptieren möchte, auch dessen Frau.
In dem Schreiben heisst es weiter, die Hausangestellten hätten es verstanden, sich emotional unentbehrlich zu machen. Der ehemalige Vertraute beschreibt, dass G. den Mann, der später sein Hausangestellter wurde, kennengelernt habe, als er in Andalusien lebte. Der Marokkaner habe weder lesen noch schreiben können. G. sei von ihm begeistert gewesen. Nach und nach habe sich eine intime Beziehung und schliesslich eine Langzeitbeziehung entwickelt.
H. bat demnach später den französischen Milliardär, seine Partnerin als Zimmermädchen einzustellen. Diese stammt aus der Gemeinschaft der Fahrenden. G. stimmte zu, die Frau in seinen Dienst zu nehmen.
Verschwenderische Ausgaben
In dem 20-seitigen Schreiben steht, dass sich das Umfeld des Milliardärs über eine «zunehmend aufdringliche» Präsenz und den «dirigistischen Charakter» von H. gewundert habe, «ganz besonders» über die Frau des Gärtners. G. sei dazu veranlasst worden, seinen Hausangestellten erhebliche Zuwendungen zu machen. H. und seine Ehefrau hätten «insbesondere mehr als 54 Immobilien, Geld und Geschenke im Wert von mindestens 60 Millionen Franken erhalten».
Zur Veranschaulichung nennt der ehemalige Vertraute «eine wunderschöne Villa in Montreux im Wert von 4,7 Millionen», die im «Laufe des Jahres 2023» von dem Rentner gnädig abgetreten worden sei. Die beiden Hausangestellten hätten unbegrenzten Zugang zur Bankkarte des Milliardärs. Dies führt der Beschreibung zufolge zu verschwenderischen Ausgaben in Luxusgeschäften.
Die Adoption ziele darauf ab, die Hermès-Wertpapiere oder zumindest den Pflichtteil der Nachkommen an H. zu vermachen. Das Erbe von G. könnte schwer beschädigt werden, warnt der ehemalige Vertraute. Er glaubt, dass die Kesb handeln muss, um den 80-Jährigen zu schützen.
Die Kesb will den Sachverhalt auf Anfrage weder bestätigen noch dementieren. Der Anwalt von Milliardär G., des Gärtners und seiner Frau nahm den Hörer nicht ab. Er antwortete auch nicht auf unsere schriftlichen Anfragen. Blick versuchte zudem mehrmals vergeblich, die drei Direktbetroffenen zu erreichen.
* Namen geändert
Beim Blick Live Quiz spielst du dienstags und donnerstags (ab 19.30 Uhr) um bis zu 1'000 Franken aus dem Jackpot. Mitmachen ist ganz einfach. Du brauchst dazu lediglich ein iPhone oder ein Android-Handy.
- Suche im App-Store (für iOS) oder im Google Play Store (für Android) nach «Blick Live Quiz».
- Lade die «Blick Live Quiz»-App kostenlos runter und registriere dich.
- Wichtig: Aktiviere die Pushnachrichten, sodass du keine Sendung verpasst.
- Jetzt kannst du dein Wissen mit anderen Usern und Userinnen messen.
Beim Blick Live Quiz spielst du dienstags und donnerstags (ab 19.30 Uhr) um bis zu 1'000 Franken aus dem Jackpot. Mitmachen ist ganz einfach. Du brauchst dazu lediglich ein iPhone oder ein Android-Handy.
- Suche im App-Store (für iOS) oder im Google Play Store (für Android) nach «Blick Live Quiz».
- Lade die «Blick Live Quiz»-App kostenlos runter und registriere dich.
- Wichtig: Aktiviere die Pushnachrichten, sodass du keine Sendung verpasst.
- Jetzt kannst du dein Wissen mit anderen Usern und Userinnen messen.