Die Leiter auf den Turm der Buebepfadi Säuliamt ist steil. So steil, dass auch die Pfadfinder aus dem Kanton Zürich teilweise ihren ganzen Mut zusammennehmen müssen. «Ich hab Höhenangst, bin aber trotzdem schon hochgeklettert», sagt einer von ihnen lachend. «Der Ausblick von oben ist echt toll!»
Der hohe Holzbau ist einer von vielen dieser Art im XXL-Pfadilager im Goms und schon von weit her zu sehen. Passend zum Namen der Pfadi hängt eine holzige Sau vorne am Turm, auch ihre Pfadiflagge haben die Jungs natürlich gehisst. Eine Holzleiter führt vom Boden zu einem Zwischenboden, eine zweite Leiter nach ganz oben auf die Aussichtsplattform.
Vier Leute haben Turmverbot
«Wir haben vom Bula aus ein Limit, wie hoch der Turm maximal sein darf. Dieses liegt bei zehn Metern, und wir sind genau bei dieser Maximalhöhe angekommen», erklärt Janis «Leopard» Müller (19) aus dem Leiterteam. «Der Bau war ziemlich aufwendig. Wir mussten alles mit Seilzügen hochziehen.» Glücklicherweise habe man von einer Spezialfirma die nötige Ausrüstung zur Verfügung gestellt bekommen: «Das sind Ganzkörpergeschirre, die verhindern, dass man herausrutscht. So konnten wir sehr sicher arbeiten.»
Sicherheit wird bei Leopard gross geschrieben: «Ich musste bereits vier Leuten ein Turmverbot erteilen. Es dürfen nämlich maximal drei Personen auf einer Plattform stehen, diese Regel wurde missachtet.» Bei den Querulanten handle es sich aber um Pfadfinder aus benachbarten Pfadis, die eigenen Schützlinge hätten sich bisher brav an die Vorschriften gehalten.
Neben dem Turm wird nicht geschlafen
Auch Simon «Crash» Schmid (21) und Leonardo «Turbo» Castro (22) legen viel Wert auf Sicherheit bei dem Turm, den sie für die Pfadi St. Urs aus Solothurn gebaut haben. Turbo ist als Konstrukteur beinahe vom Fach und hat darum alles haargenau berechnet: «Ich habe im Vorfeld ein 3-D-Modell von unserem Holzturm gemacht, damit beim Aufbau dann alles reibungslos klappt und sicher ist.»
Kollege Crash, der Pharmazie studiert und eigentlich mit Holzbau von Berufswegen nicht viel am Hut hat, baut seit seiner Kindheit gerne Türme und führt aus: «Wir haben die Vorschrift vom Bula, dass im Fallradius des Turms keine Zelte stehen dürfen, in welchen Personen übernachten.»
«Feinste Pfaditechnik»
Am Turm flattert ausserdem ein oranges Band, auch dieses hat eine Bedeutung im Bereich Sicherheit, erklärt Crash: «Der Turm gehört in die Gefahrenstufe Orange. Das heisst, wenn der Wind zu stark weht, dann kriegen wir von der Lagerleitung eine Benachrichtigung per SMS und müssen den Fallradius des Turms sperren.» Jeder Bau auf dem Lagergelände sei von Experten abgenommen und in eine Kategorie eingeteilt worden: «Sicherheitstechnisch sind wir hier auf dem höchsten Level.»
So professionell wie das alles klingt, so «gebastelt» sehen die mit Seilen zusammengeschnürten und aus unterschiedlichen Holzarten bestehenden Türme auf dem Lagergelände aus. Darauf angesprochen meinen die beiden Solothurner Turmbauer lachend: «Das ist Absicht. Das ist Pioniertechnik, und das macht uns Pfadfinder auch aus, dass wir nicht nur geschraubt und genagelt haben. Die tragenden Sachen sind wirklich mit feinster Pfaditechnik gebaut und verstrebt. Darauf sind wir auch stolz.»
Hilfe von anderen Pfadis beim Turmbau
Stolz ist man auch bei der Seepfadi Zürich auf ihren Turm. Cedin «Maki» Fürling (21) hat beim Aufbau geholfen, im «normalen» Leben arbeitet aber auch sie in einem ganz anderen Beruf: Sie ist Köchin.
Der Turmbau an sich sei gar nicht so anstrengend gewesen: «Mühsamer war es, das ganze Holz hierhinzutragen.» Um die Baute schliesslich aufrichten zu können, habe man zum Glück noch ei bisschen Hilfe von den benachbarten Pfadis gekriegt.
Der Konkurrenzkampf unter den Türmlibauern
Doch auch wenn man einander hilft, beim Turmbau gibt es schon einen kleinen Konkurrenzkampf, meint Maki schmunzelnd: «Unterschwellig gibt es den schon. Wir haben jetzt zwar nicht den höchsten Turm, aber wir sind zufrieden damit.»
Bei der Buebepfadi Säuliamt wiederum heisst es: «Wir begutachten jeweils schon die anderen Lagerbauten und freuen uns, wenn unser Turm höher ist. Aber wir gönnen es den anderen natürlich auch, wenn die einen schönen Turm haben.»
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